Eigentlich habe er «ein Leben lang» eine Komödie machen wollen, erklärt Emir Kusturica im Interview auf der DVD, «aber es hat nie geklappt». Eine Komödie ist ihm dann 1995 mit «Underground» gelungen. Oder sollte man sagen: Eine Groteske? Komisches, mit Tragischem durchzogen? Jedenfalls, so sagt Kusturica: «Es ist ein ständiger Wechsel von komischen und ernsten Situationen.» Es herrscht Krieg im Jahr 1941. Und 1992 wird wieder Krieg sein. Auf dem Balkan lässt ein Mischler und Kriegsgewinnler andere über ein halbes Jahrhundert im Glauben, der Krieg sei nicht vorbei.

Während die andern im Keller eingesperrt sind, gehen für Marko die Geschäfte oben weiter. Für Kusturica auch ein Bild dafür, wie die Politik, die Macht, Menschen ein Leben lang im Dunkeln lassen kann. «Mein Film ist ein Plädoyer gegen die Manipulation.»

Das bewegte Schicksal der Balkan-Region hat der aus Sarajewo gebürtige Kusturica in ­einem opulent-vitalen Filmfest umgesetzt. Geschult an Vorbildern wie Fellini, Renoir und Tarkowski, hat der (politisch) nicht unumstrittene Regisseur hier Themen wie Sex und Waffen, Krieg, Liebe und Rache in einem ureigenen Bilderuniversum verhandelt. Grosse Attraktiviät gewinnt «Underground» nicht zuletzt durch die «Gypsy»-Musik von Goran Bregovic – es war die letzte künstlerische Zusammenarbeit der beiden Freunde, die sie damals noch waren.

Nach einer Goldenen Palme in Cannes für «Papa ist auf Dienstreise» 1985 holte sich Kusturica mit «Underground» beim renommierten Filmfestival zehn Jahre danach ein zweites Mal die höchste Auszeichnung.


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«Underground»
Emir Kusturica
F/D/H 1995
163 Minuten
DVD + Making-of, Interview
(Arthaus 2004).
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