Wer alte Volksmusik interpretieren will, muss erst das Material finden. Deshalb betreiben Tritonus ein ausgiebiges Quellenstudium. Für die Praxis brauchte es die entsprechenden Instrumente, die im Bedarfsfall nachgebaut wurden. 1991 legten Tritonus mit ihrem Debütalbum «Alte Volksmusik in der Schweiz» ein Standardwerk vor. Die zweite CD «Alpan» (2006) öffnete den Horizont in «eine archaische Welt zeitloser Klänge». Tritonus nahmen sich erneut altem Material an, das sie mit Eigenem verknüpften, indem sie etwa Musik schrieben zu überlieferten Texten. Oder so: Für Tritonus hatte der Obwaldner Luke Gasser einen Alpsegen getextet, den das damalige Tritonus-Mitglied Fabian Müller vertonte. Geiger Tobias Preisig holte zu einem selbst geschriebenen und mit Loops eingespielten mehrstimmigen Zäuerli aus.

Nach kleinen Umbesetzungen legt das achtköpfige appenzellisch-zürcherische Ensemble nun das Jubiläums-Album zum 30-Jährigen vor. «urbanus» versammelt auf knapp 70 Minuten alte Volksmusik aus Schweizer Städten: Lieder und Tänze zwischen klagend und jubilierend, die betörenden Klänge von Sackpfeife (Dudelsack), Drehleier, Schalmei, Hackbrett, Geige, dazu unter anderem Saxofon und Bassklarinette. Wie das Spiel zeigt: Diese alte Musik hat auch Groove. Ein schönes Beispiel, alt und heutig. Tritonus aktualisieren das spöttische (Berner) «Bohnenlied» von 1537 und singen von Zürich, Hafenkran und Verrichtungsbox.     

Infos unter: www.tritonus.ch

CDs
Tritonus
Alpan
(Zytglogge 2006).

Tritonus
urbanus
Alte Volksmusik aus Schweizer Städten
(Zytglogge 2015).