Roman: Gespenster der Vergangenheit
Mit seinem zweiten Roman «Bel Veder» liefert der Berner Autor Mirko Beetschen ein packendes Kammerspiel mit Gruselelementen.
Inhalt
Kulturtipp 20/2018
Gregor Szyndler
Eine über die Welt verstreute Familie trifft sich 1946 im leer stehenden Grandhotel «Bel Veder» auf der Berner Finsteralp. Eine in Aussicht stehende Erbschaft hat sie zusammengeführt. Da es bis zur Testamentseröffnung dauert, richtet die Gesellschaft sich ein im Hotel mit seiner verfallenden Grandezza. Sie sitzen beisammen, und es kommen die Gespenster der Vergangenheit hervor. Besonders Protagonistin Eleanor wird heimgesucht: «Beim Reden war ihr schmerzlich b...
Eine über die Welt verstreute Familie trifft sich 1946 im leer stehenden Grandhotel «Bel Veder» auf der Berner Finsteralp. Eine in Aussicht stehende Erbschaft hat sie zusammengeführt. Da es bis zur Testamentseröffnung dauert, richtet die Gesellschaft sich ein im Hotel mit seiner verfallenden Grandezza. Sie sitzen beisammen, und es kommen die Gespenster der Vergangenheit hervor. Besonders Protagonistin Eleanor wird heimgesucht: «Beim Reden war ihr schmerzlich bewusst geworden, wie sehr sie diese Erklärungen für den Selbstmord ihres Vaters verinnerlicht und nie hinterfragt hatte.» Wenig später kippt die Stimmung – und der Tod greift um sich.
In Mirko Beetschens zweitem Roman zweifeln nicht nur die Figuren an ihren Sinnen: Was ist hier geschehen? Was ist Wahn? Was hat es mit der Vergangenheit des Verstorbenen auf sich? Diese Fragen geben dem Werk eine unheimliche Mitte, die in ihren Bann zieht.
«Bel Veder» montiert eine starke Ich-Perspektive, Briefe und Tagebuchausschnitte zum packenden Kammerspiel. Mit leichter Bettlektüre will es nicht verwechselt werden – zu viele Gruselelemente greifen ineinander.
Wer indes ein Buch sucht, das sich nicht weglegen lässt, wird wie die Hauptfigur bestens bedient: «Als sie gute anderthalb Stunden später aus der Handlung ihres Romans wieder auftauchte, fühlte sie sich angenehm frisch und aufgeräumt.» Das trifft auch auf «Bel Veder» zu – reinigender Schauer inklusive.
Buchvernissage
Di, 25.9., 18.30
Kosmos Zürich
Buch
Mirko Beetschen
Bel Veder
300 Seiten
(Zytglogge 2018)
