Der Kosmos des Autors und Sonderlings Hans Jürgen von der Wense ist unüberschaubar. Er besteht aus Betrachtungen zu jeglichen Teilgebieten des Weltwissens – von der Schnecke bis zum Ohr hat er über fast jedes Thema geistreiche Sätze verfasst. Insgesamt sind es 30 000 beidseitig beschriebene Blätter, 40 Tagebücher und rund 6000 Briefe; stets hat er seine Texte umgeformt und neu geordnet. Der Theaterkünstler Corsin Gaudenz hat sich von der Fülle des Materials nicht abschrecken lassen und hat das Wense-Archiv in Kassel durchstöbert, um die Perlen aus dem mehrheitlich unveröffentlichten Material herauszusuchen.
«lass uns immer auf­brechen und nie ankommen – Eine Verzettelung» nennt sich seine daraus entstandene Inszenierung passenderweise. «Wense hat ausufernde, in alle Richtungen ­gehende, fantastische Gebilde geschaffen», erklärt Corsin Gaudenz und weist auf die Zettel mit Textausschnitten, die eine ganze Bühnenwand bedecken. «Wir bilden Wenses Schaffen in theatraler Form nach, machen es erlebbar.» Drei Schauspieler und ein Musiker bewegen sich in einer Art Fabrik, eine Ver­packungsmaschine veranschaulicht den Werkprozess. «Das Publikum soll aber auch verführt werden, Wenses Wahrnehmung einzunehmen», sagt Corsin Gaudenz, der in Berlin bereits eine Arbeit zum Autor realisiert hat. Ihn fasziniert die andere Art, wie Wense Wissensfragmente verknüpft und damit eine neue Weltansicht vermittelt. Und nicht zuletzt gefällt ihm der Luxus, der sich der Autor leistete, indem er kein einziges seiner Werke vollendete und sich damit jeglichen Erwartungshaltungen entzog.