«Was er wollte, war ihm nicht klar», heisst es einmal. Die Motive des Kriegsheimkehrers Theodor Lohse bleiben diffus. Aber er will doch hoch hinaus, am Ende bis zum Diktator – es ist «der planlose Entschluss, mächtig zu werden.» Dabei ist Lohse im Grunde ideologiefrei, ein Mitläufer, Anpasser, Karrierist, der über Leichen geht. In Berlin gerät er in den Bannkreis einer «unbekannten Macht». Unschwer ist dahinter der Nationalsozialismus zu erkennen. Lohse wird Mitglied ­einer geheimen Organisation und treuer Diener einer politischen Bewegung. Der Plan der Organisation: In München soll geputscht werden.

Das neue Hörspiel des Bayerischen Rundfunks verzichtet auf einzelne Dialogstimmen. Regisseurin Katja Langenbach, die auch die Bearbeitung übernahm, lässt den Roman lesen. Dies geschieht abwechslungsreich und vielstimmig – durch wechselnde Sprecher. Insgesamt sechs verschiedene Stimmen lassen so den Roman als Hörspiel lebendig werden – zwei Stunden Zeitgeschichte, spannend, aber auch erschreckend.

Joseph Roth (1894–1939) hat seinen ersten Roman 1923 in Fortsetzungen in der Wiener «Arbeiter-Zeitung» veröffentlicht. Darin erwies sich Roth geradezu als prophetisch: Drei Tage nach Abdruck der letzten Folge versuchten Hitler und Ludendorff in München, mit ­einem Putsch an die Macht zu kommen.