Die Sprache lebt. Nicht nur Gesprochenes, auch Geschriebenes ist dem modischen Wandel unterworfen. Der deutsche Satiriker Wiglaf Droste ist solch zeitgeistigen Sprachschöpfungen auf der Spur. Er krallt sich Phrasen, Floskeln und hippe Vokabeln, um sie mit grosser Lust und analytischer Bosheit ad absurdum zu führen. In Kolumnen für die Berliner «taz» und das Satiremagazin «Titanic», in Büchern und mit eigener Band misst der heute 54-jährige Westfale den sozialen Puls auch jenseits verbaler Entgleisungen. Hier macht er sich nun verspielte Gedanken zu bunten Patchworkfamilien und wiehernden Amtsschimmeln, er analysiert Phänomene wie Spielerfrauen, den schlingernden Linksdrall oder die teutonische Euro-Trunkenheit. Und er ergötzt sich daran, dass in der Schweiz nicht im Gegenuhrzeigersinn gejasst wird, sondern «Der Ohrfeige nach». Die unter diesem Titel versammelten Kolumnen sind köstlich, wobei sich Kenner wundern, dass selbst Wiglaf Droste altersmild wird.

Wiglaf Droste
Der Ohrfeige nach
2 CDs, 130 Minuten
(WortArt 2015).