Die internationale Filmpresse ist entzückt. Mit der Vergabe der «Goldenen Palme» an den Film «La vie d’Adèle» hat die Festival-Jury in Cannes ein politisches Statement abgegeben. Der Film thematisiert die in Frankreich kontrovers diskutierte Homosexualität. Ausgezeichnet wird zudem erstmals nicht nur der Regisseur; Abdel Kechiche teilt sich den Preis mit seinen Hauptdarstellerinnen Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux.

Die begehrte Palme

Léa Seydoux machte vor anderthalb Jahren bereits Schlagzeilen – mit einem Schweizer Film. In Ursula Meiers «Sister – L’enfant d’en haut», der in Berlin einen Silbernen Bären gewann, spielte sie die weibliche Hauptrolle. Zuvor war die heute 28-jährige Pariserin zumeist in Nebenrollen zu sehen («Inglorious Bastards», «Lourdes», «Midnight in Paris»), zweimal aber für den César nominiert.
Mit ihrer Rolle der Louise in «Sister» stellte sie das Lausanner Wunderkind Kacey Mottet Klein («Home», «Gainsbourg») fast in den Schatten. Dieser spielt den 12-jährigen Simon, der den Walliser Wintertouristen geklaute Skiausrüstungen verhökert und damit sich und seine ältere Schwester knapp über Wasser hält. Seydoux spielt diese nervende, auch verzwei­felte und bemitleidenswerte «Schwester» mit elektrisierender, fast schmerzender Intensität.
Auch als blauhaarige Künstlerin Emma, die mit Teeniegirl Adèle anbändelt, gibt Seydoux nun alles. Und erhält verdientermassen die begehrte Palme.

Sister – L’enfant d’en haut
Regie: Ursula Meier
CH 2012
DVD, 94 Minuten
(Adopt 2013).