Der Bär des Titels meint das bekannte Sternbild: Ein astronomisches Motiv, das hier ganz irdische Verknüpfungen kennt. Wir hören drei Personen sprechen. Davon ist eine tot: Die Grossmutter (Silvia Jost) beobachtet gleichsam vom Himmel herab ihren Mann (Frank Demenga) und ihre 17-jährige Enkelin Franziska (Marie Omlin) und kommentiert still für sich. Franziska ist zu Besuch bei ihrem Grossvater. Zusammen schauen sie draussen auf der Terrasse in die Sterne. Wie er es, je älter er wurde, vermehrt getan hat. Franziska meint, wie die Mutter, also die Tochter des Grossvaters, er schaue in letzter Zeit etwas zu viel in den Himmel.
Der Grossvater erzählt die ihm zugetragene finnische Geschichte vom grossen Bären, der an einer Silberkette auf die Erde geholt wurde und wieder zurück, indem er mit einem Hanfseil an den Polarstern gebunden wurde. Die Silberkette existiert real, sie erinnert an eine frühe Begebenheit. Damals war Grossvater «schon in den Wolken», bis er sich selber wieder auf der Erde festmachen liess, wie er seiner Enkelin gesteht. Da war eine Frau, die Amerikanerin, wiedergefunden anlässlich eines Abbado-Konzerts – eine Liebe, die ein halbes Jahrhundert her ist und nicht wahr werden durfte.

Leise Wehmut
Grossvater sieht inzwischen nicht mehr alles, so etwa den kleinen Stern als Orientierungspunkt, den er «Ougeprüefer» nennt. Aber stattdessen sieht der alte Mann «vielleicht die Geheimnisse und Rätsel, die in ihm versteckt sind». Leise Wehmut und Melancholie durchwehen dieses Hörspiel, das von Vergangenem und Verlorenem berichtet. Und vom zaghaften Festhalten am Früher im Alter.