Er habe einen weiblichen Hang zur Leidenschaft, sagt die spanische Schauspielerin Emma Suárez über Regisseur Pedro Almodóvar. Ihre Kollegin Adriana Ugarte lobt sein aussergewöhnliches Einfühlungsvermögen. Und Carmen Maura, die Grande Dame des spanischen Kinos, weiss, worin diese Eigenschaften des 67-jährigen, homosexuellen Regisseurs gründen: «Er hat es von seiner Mutter.»

Sergio Mondelo lässt in seiner Dokumentation von 2015 jene sprechen, die wissen, wovon sie reden: die «Chicas Almodóvar». Die grosse Familie jener Schauspielerinnen also, die vor Almodóvars Kamera standen – und dies voller Stolz. Es sei eine be sondere Ehre, zu den «Chicas» zu gehören, betont etwa Rossy de Palma, die dank ihrer grossen Nase zu einer von Almodóvars Filmikonen wurde.

Auch seine Mutter, Paquita Caballero, kommt in dieser Dokumentation zu Wort. Ihr hat der Regisseur letztlich all seine Filme gewidmet. Immer wieder  war sie bis zu ihrem Tod 1999 in Nebenrollen zu sehen: als Grossmutter, Tante, Passantin. Die Mutterfiguren spielten andere, oft Carmen Maura, die den jungen Pedro Almodóvar ins wilde Madrid der 80er-Jahre einführte (Arte zeigt Maura in «Alles über meine Mutter» am selben Abend).

In den ersten Jahren der post-­franquistischen Zeit wurde Almodóvar innert Kürze zum Star der «Movida», jener umfassenden Bewegung, die alles ermöglichte. Als Katholik aus der erzkonservativen Region La Mancha wurde Almodóvar damals sogar als Homosexueller, Transvestit und notorischer Tabubrecher weitgehend akzeptiert.

Heute ist der wilde Spanier ­ruhiger geworden; seine Filme freilich leuchten noch immer knallbunt. Und «las Chicas Almodóvar» lieben ihren Pedro ungebrochen.

Almodóvar und seine Frauen
Regie: Sergio Mondelo
51 Minuten
Mi, 17.5., 21.50 Arte

Alles über meine Mutter
Regie: Pedro Almodóvar
Mi, 17.5., 20.15 Arte