Am Stammtisch treffen sich Menschen aller Art. Sie plaudern, erzählen von ihren Erlebnissen und verhandeln die Welt – tagespolitisch, philosophisch, emotional. Als sozialer Biotop ist der Stammtisch in verschiedenen Kunstgattungen anzutreffen. Die «Heldelieder» des Berner Mundartsängers Trummer kreisen rund um den Stammtisch in «Elenis Bar», einem fiktiven Quartiertreff in Bern.
«Nach dem letzten Album hatte ich das Bedürfnis, mich etwas zu widmen, das sich nicht so sehr um mich selbst dreht», erklärt Trummer die Wahl dieses Mikrokosmos, der für das Grosse im Kleinen steht. Orte wie Elenis Bar gäbe es viele: «In Bern kommen mir spontan das Luna Llena im Breitsch oder das Parterre in der Länggasse in den Sinn», sagt Trummer, der in Frutigen aufgewachsen ist, aber schon lange in Bern lebt.
Kulturelle Vielfalt
Dass er seine «Heldelieder» an solch einem Ort bündelt, hat mit kultureller Vielfalt zu tun. Idee und Konzept zur neuen CD sind Trummer auf einer zweijährigen Reise durch Nordafrika, den Balkan und Osteuropa gekommen. Daraufhin hat er Geschichten gesammelt, seine Erlebnisse und Begegnungen in Lieder und Texte gepackt, die nun als klingendes Lesebuch vorliegen.
«Heldelieder» umfasst 18 Songs, die als CD in einem gebundenen Buch stecken. Darin finden sich alle Songtexte, szenische Texte und Reisetagebücher. Illustriert hat der Küssnachter Comiczeichner Andreas Gefe. «Es braucht all diese Ebenen, um das ganze Bild sichtbar werden zu lassen», sagt Trummer.
Zu diesem Kaleidoskop gehören Klangbilder aus den bereisten Ländern, deren Grundfarbe ein bodenständiger Folk alpiner Schattierung bleibt. Trummer nennt viele Inspirationen und Vorbilder aus Afrika und Osteuropa. Namen zudem wie Anaïs Mitchell, eine hier kaum bekannte US-Songwriterin. «Sie schafft es, mit intimen Menschengeschichten auf grosse politische Fragen zu zeigen», sagt Trummer, dem es just darum geht – Fragen zu stellen.
Mit 30 Gästen im Studio
Seine Geschichten berichten von der Jugend an der Lötschberg-Passstrasse, von Ismaels Familie in der Wüste Tunesiens, dem Schicksal zweier polnischer Schwestern im Schweizer Rotlichtmilieu. Aber auch vom Segen der Freundschaft, vom Traum nach der grossen Freiheit und den Helden des Alltags.
Musikalisch erinnern Trummers Songs eher an Bob Dylan und Leonard Cohen als an Polo Hofer oder Büne Huber, der aber als Gast zu hören ist. Über 30 Kolleginnen und Kollegen hat Trummer ins Studio gebeten, darunter die Sängerinnen Nadja Stoller oder Valeska Steiner sowie Pianist Mik Keusen oder Multiinstrumentalist Sacha Häusler.
«Heldelieder» ist die achte CD von Trummer, der schon als Teenager Kassetten besang. Sein erstes Album legte er 2004. Er ist auch im Theater- und Filmbereich aktiv und aktuell mit dem Theaterstück «Wurzelzeit» unterwegs (www.frads.ch). Auch seine «Heldelieder» erklingen live eher in szenischer Form denn als übliches Konzert.
CD/Buch
Trummer
Heldelieder
(Endorphin/Irascible 2014).
Trummer auf Tour
Sa, 22.2., 21.00 Parterre Basel
So, 23.2., 19.30 Bundeshaus Zürich
Do, 27.2., 20.00 Alpartig Adelboden BE
Sa, 1.3., 21.30 Dampfzentrale Bern
www.trummeronline.ch