Er gilt als «Vater des Dokumentarfilms»: Robert J. Flaherty (1884–1951) war aber in erster Linie Forscher. Auf einer Arktis-Expedition, bei der er als Kartograf und Mineraloge beteiligt war, fing er nebenbei an zu filmen. Während mehrerer Jahre hatte Flaherty 17 Stunden oder 9000 Meter Film zusammen­getragen, die allerdings bei ­ der Rückkehr verbrannten. Darum machte er sich 1920 wieder auf in die eisige Wildnis des kanadischen Nordwestens. Diesmal, um nur zu filmen. So entstand «Nanook Of The North», jener Film, der Flahertys Ruf begründete. «In seinen Filmen verbinden sich Kunst und Wissenschaft», sagt seine Frau Frances in einem TV-Interview, das man auf der neuen DVD als Bonus findet. Worum es ihm bei «Nanook» ging, sei, «die Seele des Menschen im Einklang mit der Natur» zu zeigen.

Der Film ist die Biografie einer Inuit-Familie während eines Jahres. Er gibt Einblicke in ein entbehrungsreiches Leben, ja Überleben in Eis und Schnee. Nanook ist der Jäger, man sieht ihn beim Fischen, beim Erlegen eines Walrosses (zwei Tonnen schwer), von Seehunden und Robben, beim Iglu-Bau.

Flaherty hat, bei aller Redlichkeit seines Ansinnens, seinen Film-Helden heroisiert und idealisiert. Dazu gestattete sich der Dokumentarfilmer einige Manipulationen: Er stellte gewisse Szenen nach oder liess welche nachspielen. Dem höheren Ziel zuliebe, ein hartes Leben auch poetisch für die Nachwelt in Filmbildern einzufangen. Nanook verhungerte übrigens zwei Jahre nach der Film-Premiere auf einer Hirschjagd.   

Robert J. Flaherty
Nanook Of The North
(Nanuk der Eskimo)
USA 1922
DVD 96 Minuten + Bonus
(Absolut Medien/ Arte Edition 2014).