Jean-Paul Belmondo, damals 32, verkörpert die Figur Ferdinand, genauer: Pierrot le fou. So nennt ihn jedenfalls seine Gefährtin Marianne (Anna Karina, Ex-Ehefrau von Jean-Luc Godard). Wie das US-amerikanische Gangsterpaar Bonnie und Clyde ziehen sie herum, von Paris in den Süden, an die Côte d’Azur. Sie hat gemordet und wird ermordet werden. Er kennt sich aus in Literatur und Philosophie und liest die Kinder­comics «Les Pieds nickelés». Ein grosser Naiver, ein Romantiker, der aus der bürgerlichen Gesellschaft aussteigt und tragisch endet. In der Schluss­szene bindet er sich Dynamit-Stangen um, zündet die Lunte, versucht, sie wieder zu löschen. Vergeblich. «Merde, merde!»

Der Film ist voller Anspielungen auf die Künste, die Malerei, die Literatur – und den Film: Hollywood-Regisseur Samuel Fuller spielt sich in «Pierrot le fou» selber. Auf Ferdinands Frage «Was genau ist Film?» gibt Fuller die berühmt gewordene Antwort: «Film ist wie ein Schlachtfeld: Liebe, Hass, Action, Gewalt, Tod. In einem Wort: Emotionen.»

Kino ist Kunst

Bei der Premiere am Filmfestival von Venedig 1965 noch ausgebuht, gilt «Pierrot le fou» heute als Klassiker der Nouvelle Vague. Ein Film mit nachhaltiger Wirkung. Für die belgische Regisseurin Chantal Akerman wurde er zum Erweckungserlebnis: «Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gesehen, dass Kino eine Kunst ist. Beim Verlassen des Kinos habe ich entschieden, dass ich selber Filme machen will.»

Pierrot le fou 
(Elf Uhr nachts)
Regie: Jean-Luc Godard
F/I 1965
DVD, 105 Minuten
(Arthaus 2015).