Die Gebeine des geschlagenen Richard III. haben kürzlich ihre letzte Ruhe gefunden. Mehr als 500 Jahre nach seinem Tod in der Schlacht von Bosworth wurde dieser Richard auf einem Autoabstellplatz in Leicester gefunden. «Der Parkplatzkönig», dichtete dazu der deutsche Lyriker Mirko Bonné: «Ich wur­de aufgebahrt, verhöhnt, beschmiert, in Inn The New Wake angegafft vom Volk …» Bonné bezieht sich mit seinem Gedicht direkt auf William Shakespeare (1564–1616), der mit dem Königsdrama «Richard III.» der Nachwelt das Bild eines menschenverachtenden Despoten zeichnete, dessen Tod zum Ende der Rosenkriege zwischen Lancaster und York führte.

Bonnés Gedicht ist im neuen Band «Wie er uns gefällt. Gedichte an und auf William Shakespeare» enthalten, den der Münchner Anglist Tobias Döring mit einem ordnenden Nachwort herausgegeben hat. Die Anthologie reicht von Shakespeares Zeit mit einem Gedicht von Ben Johnson (1572– 1637) bis heute. 

Immer wieder diente der Fundus von Shakespeares Werk  Theatern dazu, persönliche oder politische Anliegen zu legitimieren. Typisch etwa der 76-jährige ugandische Dichter Taban lo Liyong in seinem Gedicht «Der Othello-Komplex» über Rassismus und Minderwertigkeitsgefühle: «Sollen wir wir selbst sein / Ohne die Geschichten / Erschaffen aus niederen Komplexen / Den hängenden Kopf zwischen den Schultern?»

Ebenso plakativ William Wordsworths (1770–1850) patriotisches Bekenntnis aus der Zeit der napoleonischen Bedrohung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, «Das steht nicht zu befürchten»: «Wir müssen frei sein oder sterben, die in Shakespeares Zunge wir reden – und die wir Glaube & Moral teilen …» 

Buch
«Wie er uns gefällt. Gedichte an und auf William Shakespeare» 
Hg.: Tobias Döring (Manesse 2014).