Amy und Nick, die Protagonisten  im Roman «Gone Girl», sind typische Dinks (engl. Abkürzung für double income, no kids). Die Unzufriedenheit der beiden entlädt sich nach dem Wegzug aus New York und nach beruflichen Rückschlägen in der Psychodynamik ihrer Beziehung. Am fünften Hochzeitstag verschwindet Amy. Wer war sie? Ist ihr etwas zugestossen? Was verbirgt sich hinter der Maske ihres Mannes?

Mit Seitenhieben

In einer Mischung zwischen Mystery und Krimi entrollt sich die weitere Handlung. Die US-Autorin spart dabei nicht mit Seitenhieben gegen den Westen und die Wirtschaft ihres Landes und übt harsche Kritik an den Medien. Die Vorverurteilung durch die Ermittlungsbehörden, aber auch die zwiespältigen Charaktere des Paars tragen zur Spannung bei. Amy und Nick belauern, belügen und betrügen sich gegenseitig und damit auch den Leser, welchen sie über ihre Motive und Handlungen im Ungewissen lassen. 

Die Geschichte hat Zug, unterstützt von einem trockenen Humor, der bei den Ich-Erzählungen des verdächtigen Ehemanns wie bei den Tagebucheinträgen der Verschwundenen durchschimmert. Endlich einmal ein dickes Buch, das ohne langfädige Landschaftsbeschreibungen auskommt. Dafür aber etwas 
viel «Mädchenkram» enthält: Schluchzgeheule, Schmollattacken, Teenager-Spielchen.

Und der Schluss nimmt sich ebenso absurd wie abrupt aus. Gillian Flynn bewies mit ihren beiden früheren Büchern, «Dark Places» und «Cry Baby», dass sie ihr Handwerk versteht. Die Affinität zur Filmbranche ist bei ihr ebenfalls vorhanden: Die Journalistin startete ihre Karriere als TV-Kritikerin für «Entertainment Weekly».