Es gibt Leute, die arbeiten sich ein Leben lang durch «Ulysses» oder «Finnegans Wake». Die zwei Hauptwerke des irischen Autors James Joyce (1882–1941) sind so verdichtet, dass sie in Kleinstarbeit entschlüsselt werden müssen. Ganz anders seine Frühwerke – die Erzählsammlung «Dubliners» oder «A Portrait Of The Artist As A Young Man». Der erster Roman des avantgardistischen Iren ist 1916 erschienen. Das Buch ist linear lesbar und verständlich, obwohl darin schon viel Thematisches und Formales des «Ulysses» angelegt ist.

Der Bildungs- und Entwicklungsroman erzählt die jungen Jahre des Stephen Dedalus. Dieser ist auf dem Weg zur Selbstfindung und kämpft mit den üblichen Belastungen Heranwachsender: Aufkeimende Sexualität, Rebellion gegen moralische Konventionen, gegen Religion und Politik. Als Ausweg aus diesen emotionalen und geistigen Verwirrungen bleibt Dedalus nur die Flucht – ins Ausland und in die Kunst.

Der Roman ist 1926 erstmals in Deutsch erschienen, die bislang letzte Übersetzung kam 1972 bei Suhrkamp heraus. Nun legt der Manesse Verlag die Neuübersetzung des deutschen Schriftstellers und Joyce-Spezialisten Friedhelm Rathjen vor. Über seine Beweggründe und Methoden spricht Rathjen als Gast der Joyce-Foundation in Zürich, wo James Joyce lange lebte und auch begraben ist.


[Buch]
James Joyce
«Ein Porträt des Künstlers als junger Mann»
Bisher: Bibliothek Suhrkamp 1972
Neuübersetzung von Friedhelm Rathjen
(Manesse 2012).
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