Studioaufnahmen sind eine Sache, Live-Konzerte etwas ganz anderes. Nicht aber für Fazil Say. Als er 2000 die vierhändige Klavierversion von Igor Strawinskys Ballett «Le Sacre du Printemps» dank Studiotechnik alleine aufnahm, war der Erfolg so gross, dass er damit auf Konzerttournee ging. Auf der Bühne setzte er sich an einen programmierbaren Digital-Flügel, in den er den einen Part schon zuvor eingespielt hatte. Darüber inter­pretierte Say live den zweiten Part.

Solche Spielereien haben andere Virtuosen schon Ruf und Karriere gekostet. Say freilich erntete für seinen «Sacre» hochlöbliche Kritikerstimmen und Auszeichnungen wie den Echo-­Klassik oder den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Allenthalben wird der heute 47-jährige Türke als musikalisches Genie verehrt. Denn er beherrscht nicht nur die Klavierliteratur von Bach bis Strawinsky, er komponiert auch: Lieder, Klavierwerke, Sinfo­nien, Theater- und Filmmusik. Und er gibt Jazzkonzerte mit berühmten Kollegen.

Seine Bekanntheit nutzt Say, um sich in seiner Heimat für Bürgerrechte einzusetzen. Dies hat ihm Verurteilungen eingebrockt – und die Solidaritätserklärung von 100 deutschen Bundestagsabgeordneten. Die Niederschlagung der Gezi-Proteste in Istanbul hat Say auch musikalisch verarbeitet.

Demnächst nun gastiert er für ein Solorezital im Theater Casino Zug mit Werken von Mozart, Beethoven und Satie sowie seiner Komposition «Gezi 2». Im Dezember gastiert er in Zürich. 

Live
Do, 5.10., 20.00 Theater Casino Zug
Di, 19.12., 19.30 Tonhalle Maag Zürich

CD
Igor Strawinsky
Le Sacre du Printemps by Fazil Say
(Teldec 2000).