Als in den 1990er-Jahren spürige Jazzmusiker und gelangweilte Club-DJs ihr gegenseitiges musikalisches Interesse entdeckten, spielte Oslo eine zentrale Rolle. Gleich mehrere Skandinavier fusionierten in der norwegischen Metropole ihren coolen Sphärenjazz mit elektronischen Soundteppichen und infizierten ­damit die Szenen bis nach Übersee. Einer der mutigsten und erfolgreichsten war Nils Petter Molvær, der mit seiner elektronisch verzerrten Trompete betörend schöne Walgesänge blies und diese über zittrige Drum-’n’-Bass-Wirbel sowie deftige Trip-Hop-Beats spannte.

Auf der norwegischen Insel Sula geboren, wurde Molvær in den brodelnden Kulturbiotopen von Trondheim und Oslo zum Musiker. Mit Saxer Jan Garbarek, Pianist Bugge Wesseltoft, Sängerin Sidsel Endresen und Gitarrist Eivind Aarset hatte er seit Mitte der 80er-Jahre experimentiert; alle trugen später zum hippen Nordlandjazz bei.

Molværs Solodebüt «Khmer» (1997) wurde als Pioniertat gefeiert und mit Preisen in Europa und den USA überschüttet. In den folgenden Jahren tourte er durch die ganze Welt, machte auch am Jazzfestival Willisau (1998) und am Zürcher Jazznojazz (1999) Halt. Er spielte CDs ein, spannte mit unterschiedlichsten Musikern zusammen, suchte nach neuen Spielarten seines Ambientjazz. Unermüdlich kreierte Molvær Sounds, die in klanglichen Urmustern gründen, am Jazz gereift und zu aktuellem Klangdesign verfeinert waren.

Kürzlich überraschte er mit seinem elften Album «Switch», auf dem er zu exotischen Sitar- und rauen Steelguitar-Sounds spielt. Auf seiner Sommertournee besucht der 53-jährige Musiker das St.Galler Kulturfestival.

CDs
Nils Petter Molvær
Khmer
(ECM Records 1998).
Switch
(Sony 2014).

Konzert
Di, 15.7., 20.00 Innenhof Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen
www.kulturfestival.ch