Sein Altosax klingt cool, seine Musik ist rhythmisch, seine Vorbilder sind Funkmusiker. Steve Coleman gehört zu jenen Jazzern, die es schaffen, junge Leute für ihre Musik zu begeistern. Selbst in der Hip-Hop-Szene ist der 58-jährige US-Saxer ein Begriff. Dabei ist seine Musik weit komplizierter strukturiert, als sie klingt. Doch Coleman schafft es, komplexe Kopfmusik zum Grooven zu bringen. Deshalb gastiert er Ende Monat am Zürcher Unerhört Festival, das eigentlich experimentelle Musik programmiert.

Coleman wuchs in Chicago mit Rhythm ’n’ Blues, Soul und Funk auf und er spielte in entsprechenden Bands. Dann zog er nach New York – und rieb sich verwundert die Ohren. Als Saxer in der Big Band von Thad Jones und Mel Lewis bekam er komplexe Klangstrukturen vorgesetzt. Noch kniffliger wurde es, als er an der Seite von Cecil Taylor oder Abbey Lincoln die Freie Improvisa­tion kennenlernte. Coleman war begeistert und sog alles Neue auf.

Alles eine Formel

Für seine Band Five Elements tat er sich 1984 mit Musikern aus Brooklyn und Harlem zusammen und entwickelte das M-Base-Konzept. Darin bündelte er alle seine musikalischen Eindrücke zu einer Formel, die einschlug wie eine Bombe. Aus dem Konzept wurde ein Kollektiv, dem sich namhafte Musiker wie Greg Osby, Robin Eubanks oder Geri ­Allen anschlossen. Das Kollektiv-­Album «Anatomy Of A Groove» fand grosse Beachtung.

Über M-Base wurden Hunderte von Artikeln und Essays geschrieben. Steve Colemans Kurzdefinition: «M-Base ist kein Musikstil, sondern ein Weg des Musikmachens, eine Balance aus Struktur und Improvisation.» Coleman hat noch unzählige andere Projekte und Bands lanciert. Mit den Five Elements tourt er bis heute.

CD
M-Base-Collective 
Anatomy Of A Groove 
(Rebel-X/Sony 1992).

Unerhört Festival
Mo, 24.11.–So, 30.11. Diverse Bühnen Zürich

Steve Coleman + Five Elements
So, 30.11., 19.00 Moods Zürich
www.unerhoert.ch