Kunststudenten aus Schottland mischten die Rockmusikszene schon 30 Jahre vor der Kultband Franz Ferdinand auf. Ian Anderson zog seine Fans Ende der 60er-Jahre mit betörendem Flötenspiel, kullernden Augen und theatralen Bühnenshows in seinen Bann. Seine Band Jethro Tull füllte Säle und Stadien mit einer Musik, die Progressive Rock genannt wurde und als eine elaborierte Mixtur aus Hard Rock, Folk, Jazz und Blues erklang.

1967 gegründet feierten Jethro Tull 1971 mit «Aqualung» einen Grosserfolg. Als Reak­tion auf Kritiken, welche die Platte als Konzeptalbum bezeichneten, lieferte Bandleader Ian Anderson ein Jahr später ein seiner Meinung nach «wirkliches» Konzept­album. «Thick As A Brick» war eine 45-minütige Suite, unterbrochen nur durch das Umdrehen der Vinylscheibe auf dem Plattenteller. Musikalisch zog Anderson alle Register und zappte mit Flöte, Stimme, Gitarre munter zwischen Musikstilen und Klangfarben. Den Text – ein skurril-ironisches Strophengedicht – hätte sie vom achtjährigen Gerald Bostock aus Manchester erhalten, beteuerte die Band. Hinter dem frühreifen Primarschüler verbarg sich freilich niemand anders als Anderson selbst.

Nun überrascht der ungebrochen aktive Musiker mit dem Fortsetzungsalbum «TAAB II». Er habe wissen wollen, was Gerald Bostock nach 40 Jahren so treibe, witzelt der 64-Jährige. Zur Neuerscheinung tourt er mit Jethro Tull und spielt beide Alben in voller Länge. Am 18. Mai gibts «Thick As A Brick» 1 & 2 im Zürcher Volkshaus zu erleben.


[CD]
Jethro Tull
Thick As A Brick
(Vinyl: Chrysalis 1972/CD: EMI 1998).
[/CD]


[CD]
Ian Anderson
TAAB II (EMI 2012).
[/CD]