Seine Auftritte haben etwas Gehaltvolles nur schon im physischen Sinne. Anthony Braxton ist kein Riese, aber von beeindruckender Erscheinung und professoralem Habitus. So verspielt die Musik dieses epochalen Avantgardisten klingen mag, er zelebriert sie mit höchster Konzentration und Seriosität. Dies war auch der Fall, als der Saxofonist im September 2003 zur Soloperformance in Willisau antrat. Ein rund 1500-köpfiges Publikum verfolgte das Konzert gebannt und zeigte sich begeistert. Die Radioaufnahme erschien vier Jahre später als CD.

Braxton ist ein Meister der kreativen Klangvielfalt und Innovation. In den 60er-Jahren war er aktiv in der wegweisenden Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) in seiner Geburtsstadt Chicago. Er experimentierte früh mit elektronischer Musik, komponierte Orchesterwerke und Opern, aber auch für Jazzensembles und ist ein begnadeter Improvisator. Braxton hat neben Musik auch Philosophie studiert. Dieses Doppelinteresse prägt seinen Klangkosmos, der sich weit in den Bereich der Neuen Musik ausdehnt. Sein Werk ist auf bisher über 200 Alben dokumentiert.

Am Taktlos Festival wird Anthony Braxton, der seit 1970 in New York lebt, mit seinem Diamond Curtain Wall Quartett zu hören sein. Mit dieser Kleinformation bewegt er sich im Mischbereich von Komposition und Improvisation. Dies mit drei seiner engsten Weggefährten der New Yorker Szene: Trompeter Taylor Ho Bynum, Saxofonistin Ingrid Laubrock und Gitarristin Mary Halvorson. Fünf Tage nach diesem Konzert wird Braxton 70 Jahre alt. Seine Fans und Zürcher Freunde werden ihn in der Roten Fabrik gebührend feiern.

Konzert
Sa, 30.5., 20.00 Rote Fabrik Zürich
www.taktlos.com

CD
Anthony Braxton 
Willisau Solo 
(Intakt 2007).