Theater: Antigone in Butscha
Do, 14.9./Di, 19.9./So, 24.9. Schauspielhaus Zürich
«Hinreissend traurig» nannte die NZZ das vom ukrainischen Duo Pavlo Arie (Autor) und Stas Zhyrkov (Regie) inszenierte Stück «Antigone in Butscha». Es geht um eine Zürcher Kriegsreporterin (Lena Schwarz und Karin Pfammatter, Bild), die aus ihrer Ehekrise in den leichengesäumten Vorort Kiews flüchtet. Sie begegnet einer Kriegswitwe (Vitalina Bibliv, Bildhintergrund), die behauptet, ihr Mann schlafe bloss. Mag sein, dass von Sophokles’ Vorlage kaum mehr geblieben ist als dieser Leichnam. Umso bewegender Biblivs Monolog. Ein Stück durch Raum und Zeit, situiert im kriegsversehrten Hier und Jetzt. 

Podcasts: Die Lage Alles ist anders – Leben mit dem Krieg
Spotify, Google/Apple Podcasts
Zwei Podcasts mit ganz unterschiedlichem Ansatz: Einen nüchternen Zugang wählt der Podcast «Ukraine – Die Lage», in dem «Stern»-Journalist Stefan Schmitz zweimal in der Woche aktuelle Ereignisse mit dem Militärexperten Christian Mölling aus deutscher Sicht analysiert. Näher an den Menschen ist der ARD-Podcast «Alles ist anders – Leben mit dem Krieg», der Fragen zum Krieg beantwortet und Menschen aus der Ukraine und aus Russland porträtiert. Etwa eine ukrainische Rapperin, die zur Aktivistin wird. Oder einen jungen Russen, der vor Putins Teilmobilmachung nach Armenien geflohen ist.

Spielfilm: Olga
www.playsuisse.ch
«Du bist meine Kriegerin», sagt die ukrainische Mutter im Videocall. Als Journalistin wird sie vom Janukowitsch-Regime bedroht, deshalb hat sie ihre Tochter, die 15-jährige Kunstturnerin Olga, n die Schweiz geschickt. Mit fast schon gewalttätiger Körperlichkeit trainiert Olga hier am Stufenbarren. Der Spielfilmerstling des Schweizer Regisseurs Elie Grappe – 2022 mit drei Schweizer Filmpreisen ausgezeichnet – spielt zur Zeit der Euromaidan-Proteste Ende 2013. Man kann den Film, der auf Play Suisse zu sehen ist, aber auch als düstere Prophezeiung zum aktuellen Kriegsgeschehen lesen.

Buch: Aus dem Nebel des Krieges – die Gegenwart der Ukraine
Hg. Kateryna Mishchenko und Katharina Raabe, (Suhrkamp 2023, 288 Seiten
«Die Überreste des eigenen Selbst befinden sich irgendwo», schreibt Kateryna Mishchenko. Wie tiefgreifend der Krieg die Menschen verändert, zeigt der Sammelband mit Essays, Reportagen und Fotografien über den erschütternden Alltag. Schriftstellerinnen, Wissenschafter, Künstlerinnen und Journalisten beschreiben das Unbegreifliche, das Grauen, aber auch die Hoffnung, den Weg aus dem «Nebel des Krieges» zu finden.

Comic: Berichte aus der Ukraine – Tagebuch einer Invasion
168 Seiten (Reprodukt 2023)
Seine Eltern tauften ihn aus Wertschätzung für die russische Kultur Igor. Der italienische Comic-Schaffende mit Künstlernamen Igort, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist, musste letztes Jahr erkennen, wie «sein» Russland mit der Invasion in die Ukraine wieder einmal zu einem barbarischen Akt fähig war. Er reagiert aktuell mit seiner Kunst und berichtet in Zeichnungen, Bildsequenzen und Texten aus der traurigen Wirklichkeit von Februar bis Juni 2022. Seine grosse Comic-Reportage zeigt Leben und Überleben, Töten und Sterben, Deportation und Flucht – viel Leid, in dem Momente der Hoffnung und Menschlichkeit aufscheinen. Igort gibt den Menschen eine Stimme und dem Schrecken ein Gesicht.

Stream: Ukraine – Krieg im Leben
ARD-Mediathek, weitere Streams: www.arte.tv
Der deutsche ARD-Korrespondent Vassili Golod, Sohn einer Russin und eines Ukrainers, stammt aus Charkiw: Für seinen Dokfilm «Ukraine – Krieg im Leben» hat er sich zurück in seine zerstörte Heimat begeben und mit den Menschen über ihren zermürbenden Alltag gesprochen: mit einer vierköpfigen Familie in Kiew. Mit einer jungen Musiktruppe, die für die Soldaten spielt. Oder mit einer Ärztin, die in einem zerstörten Dorf nahe der russischen Grenze ausharrt. Golod findet einen direkten Zugang zu den Kriegsversehrten und gibt mit seiner Reportage sehr berührende Einblicke. Die ARD- und die Arte-Mediathek zeigen zudem zahlreiche weitere neu entstandene Dokfilme zur Ukraine, die aus unterschiedlicher Sicht Hintergründe beleuchten.

Ausstellung: Die Bestie des Krieges
Ab Do, 7.9., Open Art Museum St. Gallen
Als eine der ersten Kulturstätten fiel ein Museum mit Werken von Maria Prymachenko (1909–1997) dem Krieg zum Opfer. Das Œuvre der Volkskünstlerin gehört zu den ukrainischen Kulturschätzen und ist nun mit weiterer ukrainischer Art brut in St. Gallen zu sehen.

Ausstellung/Katalog
Hier und Jetzt im Museum Ludwig, Köln: Ukrainische Moderne 1900–1930 & Daria Koltsova Hg. Yullia Berdiiarova und Rita Kersting; 214 Seiten mit farbigen Abbildungen (Verlag Buchhandlung Walther König 2023)

«Das Museum Ludwig in Köln zeigt bis am 24. September Werke der ukrainischen Moderne. Die Ausstellung hebt die ukrainischen Einflüsse auf die sowjetische Avantgarde der Moderne hervor, die noch immer zu stark auf Russland fokussiert ist. Zur Ausstellung erscheint auch ein Katalog.»