Eine Art gefilmter Bildungs­roman: Die insgesamt fünf Filme des Doinel-Zyklus von François Truffaut (1932–1984) stellen eine Figur ins Zentrum, die ganz real älter und reifer wird. Gleich mit der ersten Produktion fand Truffaut als Vertreter der Nouvelle ­Vague zu einem Triumph: Sein Spielfilmdebüt «Les quatre cents coups» holte sich 1959 in Cannes den Preis für die beste Regie. Der Film (deutscher Verleihtitel: «Sie küssten und sie schlugen ihn») erzählt die Kindheitsgeschichte von Antoine Doinel. Jean-Pierre ­Léaud, zur Zeit der Dreharbeiten 14-jährig, fand hier die Rolle seines Lebens. 
Nach dem Kurzfilm «Antoine et Colette» (1962) verliebt sich Antoine in «Baisers volés» sechs Jahre später in Christine (Claude Jade). Von der Ehe der beiden erzählt der Film «Domicile conjugal» (1970), bis es schliesslich in «L’amour en fuite» (1979) zur Scheidung kommt.
Die fünf Filme bilden eine Lebens-Chronologie von Doinel. Immer wieder wurde darüber spekuliert, wie nahe sich Filmfigur und Regisseur sind. Der Stoff ist nicht autobiografisch, und doch handelt es sich bei Antoine um ein Alter Ego von Truffaut. Dieser schrieb 1970: «Antoine Doinel ist eine Synthese von zwei realen Personen: Von Jean-Pierre Léaud und mir.»

Fortsetzung: Hörspiel

Zwei Jahre nach Truffauts Tod wollte sich der heutige Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit als Regisseur versuchen. Deshalb fragte er Schauspielerin Claude Jade, ob sie in einer Fortsetzung des Zyklus mitwirken würde. Das Projekt scheiterte. Doch die Geschichte ging weiter: 2004 gab es eine Fortsetzung mit der Figur von Antoines Sohn Alphonse – als Hörspiel.  

Cycle Antoine
Doinel
F 1959–1979
Regie: François Truffaut – 5 DVDs, Antoine-Doinel-
Zyklus, 451 Min. (Arthaus 2011).