Es ist ja die ultimative kapitalistische Fantasie, dass sich mit Geld nicht nur materielle Dinge anhäufen lassen, sondern auch Lebenszeit. In der Netflix-Serie «Paradise» gehts allerdings erst mal ums Gegenteil: Einem jungen Paar brennt die Designerwohnung ab. Und da die Versicherung nicht zahlt, werden Elli (jung: Marlene Tanczik, alt: Corinna Kirchhoff) 40 Jahre Lebenszeit zwangsentzogen.

Das geht ihrem Freund Max (Kostja Ullmann), der für den Zeitspendekonzern Aeon Freiwillige rekrutiert, zu weit. Um seine rasant gealterte Lebensgefährtin zurückzuverjüngen, will er die inzwischen juvenile Aeon-Chefin Sophie Theissen (Iris Berben) entführen. Unter der Regie von Boris Kunz kommt «Paradise» nicht nur ziemlich abenteuerlich daher – eine Rebellengruppe tötet alle Behandelten – auch die Bildsprache wirkt ausgesucht edelfuturistisch.

Mit der Figurencharakterisierung hat diese Dystopie allerdings ihre liebe Mühe. Zu viele Prozesse werden nur angedeutet statt ausgeführt, was es manchmal schwierig macht, den Gedankengängen der Protagonisten und anderen Zufälligkeiten zu folgen. Was bleibt, sind die hinreissend sinnfreien Ansprachen von Iris Berben und eine permanente Unruhe auf der Tonspur, mit der die brüchige Handlungslogik ein Stück weit weggeschummelt wird.

Paradise
Netflix