Der Menschenfreund
Die Geschichte der filmischen Spitalserien kennt mit «Die Schwarzwaldklinik» und Lars von Triers «Kingdom» Extreme: Das Brav-Rührselige auf der einen Seite, das Schwarzhumorig-Schräge auf der anderen. Die ZDF-Reihe «Doktor Ballouz», von der für den Frühling 2022 bereits eine zweite Staffel angekündigt wurde, ist einfach eine gute, so weit un­spektakuläre Serie von sechs Folgen à 45 Minuten. Nahe­liegend und unvermeidlich sind auch hier gewisse sentimentale Anwandlungen. Spitalalltag heisst auch viele Emotionen durch Schicksalsfälle: Krebs im Endstadium, Hirnblutungen, Dialysen. Aber da sind auch die seelischen Schäden, mit denen auf Arzt-Seite umgegangen werden muss. Das betrifft auch die Titelfigur selbst: Ballouz stammt denn auch aus einem Land, in dem Krieg herrschte und aus dem er flüchten musste. Er ist verwitwet, und seine geliebte Frau Mara erscheint ihm manchmal als imaginäre Gestalt. Jetzt ist er Chefarzt im Krankenhaus Uckermark in Ostdeutschland und fährt im rumpeligen Trabi zum Dienst. Melancholisch geht Ballouz durchs Leben, ein Menschenfreund, geschätzt als Arzt, sanft und verständnisvoll, von Merab Ninidze blendend interpretiert. Die Geschichten der Serie sind ­fiktiv, stützen sich aber auf das Sachbuch «Deutschland draussen», das vom Leben ­eines Landarztes mit Namen Amin Ballouz erzählt.

Doktor Ballouz
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