Der Hass des Emporkömmlings
Viele Leute kämen hier vom Weg ab, meint der versnobte Butler einmal. Damit ist schon fast alles gesagt über das englische Aristokraten-Anwesen Saltburn und über den Emporkömmling Oliver Quick (Barry Keoghan), der auf Einladung des umschwärmten Oxford-Studenten Felix (Jacob Elordi) in diesem Familiensitz logieren darf. Wenn da nur nicht jener unterschwellige Klassenhass wäre, der fast in jedem Bild mitschwingt. Typisch Emerald Fennell.

Die britische Regisseurin teilt gerne gegen die Reichen und Mächtigen aus. In ihrem Debüt «Promising Young Woman» (2020) erzählte sie von einer Frau, die sich in Clubs scheinbar volllaufen lässt, um dann lüsternen Typen harsche Lektionen zu erteilen.

Süffisanter ging eine Rächerin selten zu Werk. Im Thriller «Saltburn» gehts nun um eine andere Obsession, dargeboten in verteufelt pikanten Szenen, fast so als ob sich «The Talented Mr. Ripley» in ein aufgeblasenes Hogwarts verirrt hätte. Dieser toxische Mix aus Gier, Wut, Überheblichkeit und Scham gärt in Hauptdarsteller Barry Keoghan so lange, bis seine Figur förmlich explodiert.

Der junge irische Schauspieler, der zuletzt für «The Banshees of Inisherin» zahlreiche Nominationen sammelte, wäre durchaus reif für seinen ersten Oscar.

Saltburn
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