Am Sitz des britischen Generalgouverneurs von Indien hat jemand in Hindi über Königin Victorias Porträt «Lang lebe die Revolution» gepinselt. Der aufstrebende Kolonialbeamte Ralph Whelan (Henry Lloyd-Hughes) misst dem Vandalenakt wenig Bedeutung zu. Eine Haltung, die sich noch rächen könnte. Die britische Serie  «Indischer Sommer», die neu in der Arte-Mediathek zu sehen ist, entführt ins Indien von 1932. Der Sommer hat gerade begonnen, und die Kolonialherren sind wie jedes Jahr vor der Hitze in den kühlen Bergort Simla geflohen. Dort spielt sich das Leben um den Royal Simla Club und seine intrigante Besitzerin Cynthia Coffin (Julie Walters) ab. Multiperspekti- visch erzählt die Reihe über zwei Staffeln, wie sich die Geschicke von Ralph Whelan und seiner Schwester Alice (Jemima West, Bild) mit jenen des indischen Büroangestellten Aafrin Dalal (Nikesh Patel, Bild) und weiteren Figuren verschränken. «Indischer Sommer» ist gemächlich, aber spannungsvoll erzählt. Dabei unterwandert die Serie konsequent jegliche Exotik und Nostalgie. Szenen von Alltagsrassismus zeigen die britische Kolonialmacht als Unrechtssystem; zunehmende Spannungen und ein Attentat deuten das nahende Ende der Kolonialzeit an. Noch ist der Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi erst ein Kopf auf einem Pamphlet – aber nicht mehr lange.

Indischer Sommer
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