60 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer behandelt Regisseur Ed Herzog in «3 ½ Stunden» den Schicksalsmoment der deutsch-­deutschen Geschichte. Der Film nach dem Drehbuch von Robert Krause und ­Beate Fraunholz erinnert an ein Kammerstück: Als die Reisenden im Inter­zonenzug von München nach Berlin vom Mauerbau erfahren, stehen sie vor einer existenziellen Entscheidung: aussteigen oder sitzen bleiben?

Diese Verdichtung hat ihren Preis. Sportlerdoping, Holocaust-Aufarbeitung und ein Kriminalfall überfrachten die Handlung. So fehlt der Raum, um Figuren wie die Lokführerin Edith Salzmann oder den Musiker Sascha Goldberg glaubwürdig auszuerzählen. Und doch hat der Film seinen Reiz: Es ist berührend, wie unter den Passagieren neue Allianzen entstehen. Und packend, wenn die zentrale Frage un­aufhaltsam näher rückt. Nächster Halt: Ludwig­stadt, letzter Bahnhof vor der DDR.

Wie hätten Sie sich entschieden?

3 ½ Stunden 
Regie: Ed Herzog
D 2021, 96 Minuten 
Sa, 7.8., 20.15 Das Erste