«Das wird schon wieder», sagt seine Mutter Mathilde (Marie Berto). Dabei ist klar: Der familieneigene Hof ist nahezu pleite, der private Gläubiger duldet keinen Aufschub mehr. «Bisons», der jüngste Film von Pierre Monnard («Platzspitzbaby», «Wilder», «Neumatt»), spielt in einem von Schatten und Nacht geprägten Waadtländer Jura. Hier redet niemand, wenn er nicht muss. Dabei gärt es in den Menschen ohne Unterlass. Zum Beispiel in Steves älterem Bruder Joel (Karim Barras), der nach jahrelanger Abwesenheit unerwartet wieder auf der Matte steht.

Ausgerechnet dieser Heisssporn mit dem Aussehen eines Barsches, wie ihn später jemand beschreiben wird, hat indes einen Rettungsplan: Steve, der begeisterter Schwinger ist, soll im nahen Frankreich bei illegalen Faustkämpfen in den Ring steigen. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Steve überreden, auch wenn er fortan sein Umfeld belügen muss. Darunter eine ihm zugeneigte Tierärztin (India Hair), die im streng patriarchalen Dorf einen schweren Stand hat.

Zwischenmenschlicher Permafrost Die raue Atmosphäre und die oft nur angerissenen statt auserzählten Szenen machen die permanente Überforderung dieser Figuren spürbar. Da leidet man fast physisch mit. Auch und gerade bei den magistral inszenierten Kämpfen bis aufs Blut. Für Pierre Monnard, der im Kanton Freiburg auf dem Land aufwuchs, ist dieser Film praktisch ein Heimspiel. Die Grosseltern des Regisseurs waren Bauern, den Hof gibt es längst nicht mehr.

So gesehen ist «Bisons», der aktuell für sechs Schweizer Filmpreise nominiert ist, ein sehr persönlicher Abgesang auf eine Landschaft des zwischenmenschlichen Permafrosts. Immerhin deutet der Titel an, dass es trotz allem eine Zukunft für die ungleichen Brüder geben könnte, wenn sie die richtigen Weichen stellen und Bisons statt Rinder züchten. Dafür müssen sie freilich Schläge einstecken. Ziemlich viele Schläge.

Bisons
Regie: Pierre Monnard
CH/F 2024, 103 Minuten
Ab Do, 15.2., im Kino