Hoppla, was war denn das? Wer «Horoscope» hört, den Einstiegssong auf Anna Erhards neuem Album, traut seinen Ohren nicht. Der anfangs liebliche Electropop gerät plötzlich ins Stolpern und Leiern – wie früher, wenn sich das Band der Kassette verfing. Drei Songs später säuselt eine Surfgitarre süsse Harmonien, um im nächsten Stück verzerrt ratternden Punk zu begleiten. Darüber stets die Engelsstimme von Anna Erhard, die so kurlige Zeilen singt wie: «I write secret messages / I hide them at festivals ». Oder im Titelsong diese: «I was a leader cause I had the most mosquito bites». «Campsite» heisst das zweite Soloalbum der 32-jährigen Bündnerin, die zunächst in Basel mit der Folkpop-Band Serafyn zwei Alben aufnahm. Vor drei Jahren dann ist sie nach Berlin gezogen, weil es ihr hier «zu langweilig» wurde, wie sie in einem Interview sagte. In der Trend-Metropole saugte sie die pulsierende Diversität auf, was ihr erstes Soloalbum «Short Cut» von 2021 noch etwas desorientiert klingen liess. Auch die neuen Songs lassen verschiedene Klangwelten anklingen: Von Electropop über Lagerfeuer-Folk bis hin zu Rap und Tekknobeats. All diese Songs schreibt Erhard selbst und arrangiert sie mit Produzent Pola Roy. Für die Tour stellt sie sich eine Kleinband zusammen. Mit «Campsite» ist sie aktuell auch in der Schweiz zu Gast. Man darf gespannt sein, wie diese witzige Songbastlerin auf der Bühne ans Werk geht.

Konzerte:
Anna Erhard
Do, 27.10., 19.15, Echolot Festival Luzern
Sa, 29.10., 20.30, Parterre One Basel
So, 30.10., 20.30, Helsinki Zürich
Do, 17.11., 20.30, Moods Zürich
www.annaerhard.com

CD:
Anna Erhard
Campsite (Radicalis Music 2022)