Das Album beginnt mit verzerrten Gitarrentönen und endet mit einer akustischen Nummer. Das Wuchtige wechselt zum eher Weichen. Gewechselt hat der heute 32-jährige Bündner Reto Kaufmann – Künstlername: Kaufmann – neuerdings auch seinen Stil: War es beim Debüt «König vu dr Nacht» (2018) noch folkiger SingerSongwriter-Sound, so sind es beim neuen Album «En liaba Gruass» tendenziell härtere Töne. Das aktuelle Werk wird leicht übertrieben angekündigt: Es erinnere «an einen wilden Mix aus Nirvana und Oasis».

Nun gut, es ist zwar grungig, aber nicht nur. In solch musikalischer Verpackung wird Mundart geboten, in gut verständlichem Bündner Dialekt. Kaufmann baut auf originelle Sprachbilder und Reime, um Befindlichkeiten und Reflexionen auszudrücken. Im fatalistischen Sehnsuchtssong «Egal wohi» klingt das zum Beispiel so: «Irgendwenn isch doch no jeda irgendwo ahcho» und «Egal wohi, egal wia wiit, eifach döt, wo üs dr Wind häratriibt».

Das Liebeslied heisst ironisch «Schuno blöd»

Aufs grosse Ganze zielt Kaufmann mit der Metapher in «Schnellzug Läba»: «Nöchschta Halt isch Nimmerland und das Land isch mer altbekannt.» Er fühle sich wohl dort. Der Zug fährt ohne ihn weiter – «I bi froh, wenn i do dussa bin, i han kei Geld, aber viel Ziit / denn Ziit isch nid Geld und Geld isch nid d’Welt / und d’Welt isch mer z’schnell und sie zücht a miar vrbi / bitte lönd Sie mi no bitsli sie.»

Der Bündner beweist auch Mut zur Selbstironie, wenn er in «Liachtigkeit» singt: «I weiss, i bin en gottsjämmerlicha Jammeri.» Und zum Schluss, im Liebeslied «Schuno blöd», heisst es in einer Zeile sprachraffiniert: «Oh weh juhe juhe mine.»

Konzerte
Fr, 6.10., 21.00 Grabenhalle St. Gallen
Sa, 7.10., 19.30 Werk 21/Dynamo
Zürich (Support für Dennis Kiss)
Do, 19.10., 20.30
Sommercasino Basel
Mi, 25.10., 20.00 Werkstatt Chur
Sa, 4.11., 20.00 Terratrembel
im Rondo Pontresina GR
Mi, 6.12., 20.00 Presswerk Arbon TG
www.kaufmannmusik.ch

Album
Kaufmann
En liaba Gruass
(Lauter Musik 2023)