Ein «Hörführer» zum Liedermacher Reinhard Mey analysiert dessen Songs und Alben. Erst spannend, mit der Zeit aber ermüdend. Er hat nachhallende Hymnen geschrieben und simple Chansons, die zu Volksliedern wurden. Die grenzenlose Freiheit über den Wolken hat Reinhard Mey ebenso besungen wie den mordenden Gärtner oder die Zigarette zum letzten Glas im Stehn. Zu 60 seiner 363 Lieder hat der deutsche Musikpublizist Michael Schneider nun ein Buch geschrieben, das er wortverspielt «Meylensteine» nennt. Es soll eine andere Art der Biografie sein, die das Leben und Schaffen des 79-jährigen Berliner Liedermachers anhand seines Werks nacherzählt. Eine gute Idee, zumal Schneider die 60 Songs nicht chronologisch, sondern in Themenblöcke einordnet. So liest man sich durch die Bedeutung von «Heimat» in Meys Liedern, von Liebe und Vergänglichkeit. Hinzu kommen überraschende Kapitel zu zwei Maikäfer-Songs, zum Thema Erdung oder Trinken. Im Anschluss bespricht Schneider alle 28 deutschsprachigen Alben, was zu Überschneidungen und auch zu Redundanzen führt. Bei seinen Liedanalysen gerät der Musikwissenschafter ins Dozieren über Akkordverschiebungen, Kreuztonarten oder Moll-­Ein­-trübungen. Schneider nennt sein Buch zwar einen «Hörführer» und gibt interessante Hinweise zum Verhältnis von Text und Musik. Seine wissenschaftlichen Vertiefungen aber erschweren die Lektüre. Nachdem er sich thematisch durch Meys Leben gehangelt hat, presst er dessen Biografie auf zweieinhalb Seiten zusammen. Unter den Quellenangaben finden sich «alle Alben», die Liedernoten und Meys Autobiografie. Mit Mey gesprochen hat Schneider offenbar nicht. Schade.

Michael Schneider 
Meylensteine – Reinhard Mey und seine Lieder
192 Seiten (Rüffer & Rub 2022)