Christian Kracht ist mit seinem jüngsten, fünften Roman «Die Toten» unter den fünf Nominierten für den Schweizer Buchpreis. Im Rahmen von «Zürich liest» trägt er daraus vor. Bereits der Erstling «Faserland» brachte dem 1966 geborenen Schweizer Autor viel Aufmerksamkeit. Der Ich-Erzähler muss nicht arbeiten, hat immer Ferien. Dieses Leben ist hohl, sinnentleert. Inhalt: Partys, Drogen, Sex. Bildung: viel Halb- bis Nicht-Wissen. Natürlich darf man die Romanfigur nicht mit dem Autor kurzschliessen. So gesehen liest sich «Faserland» als halbsatirischer Gesellschafts- und Zeitroman mit Genuss.

Es wird viel gewettert, aber auch gepriesen: Der Queen-Song «I Want To Break Free» ist «eine der schlimmsten Zumutungen der Popgeschichte». – «Das Feine an der Schweiz ist, dass auf den Türen der Geschäfte Stossen steht und nicht Drücken (…).» – Thomas Manns Bücher «waren nicht so dämlich wie die von Frisch oder Hesse oder Dürrenmatt».

Am Ende steigt der Ich-Erzähler im Zürcher «Baur au Lac» ab. Er fährt mit dem Taxi nach Kilchberg zum Friedhof. Aber: «Ich finde das blöde Grab von Thomas Mann nicht.»

Christian Kracht
«Faserland» 
Erstmals erschienen: 1995
Erhältlich bei Fischer.