Der gelangweilten Brenda Last beliebt es, ihrem angehenden Lover den Personalbestand im heruntergekommenen Landhaus aufzuzählen: «Im Augenblick haben wir 15 Dienstboten im Haus, dazu kommen noch Gärtner, Tischler, Nachtwächter … und die komischen kleinen Leute, die immerzu auftauchen, um die Uhren aufzuziehen.» Dumm nur, dass die Lady und ihr Ehemann Tony sich das alles gar nicht leisten können. 

Das ist die Ausgangslage des Romans «Eine Handvoll Staub» des englischen Schriftstellers Evelyn Waugh (1903–1966). Es versteht sich bei diesem Autor fast von selbst, dass die Ehe der Lasts in die Brüche geht. Die Folgen sind für alle Beteiligten fatal: Brenda verlangt so viel Geld von Tony, dass dieser sein Anwesen verkaufen müsste. Er flüchtet deshalb nach Brasilien, wo ihn nicht das Paradies erwartet, sondern ein groteskes Abenteuer. Und die gelangweilte Brenda spürt, wie die Leidenschaft ihres Lovers nachlässt, als er erkennt, dass sie kaum je den grossen Reibach machen wird.

Waugh hat mit diesem Buch eine wundervolle Satire auf die gehobene englische Mittelklasse in der Zwischenkriegszeit geschrieben. Und der Autor konnte als Erzähler aus dem Vollen schöpfen, weil er damals selbst eine Trennung von seiner Frau erlitten hatte. Das Buch ist soeben in der Reihe der Neuausgaben von Evelyn Waugh bei Diogenes erschienen.

Evelyn Waugh
«Eine Handvoll Staub»
Deutsche Erstausgabe: 1936
Heute erhältlich bei Diogenes.