Die schlüpfrige Fantasie geisterte jahrhundertelang durch die Bergwelt: Eine Sexpuppe soll die einsamen Sennen auf der Alp bei Laune halten. Sie verwandelt sich schliesslich in einen Menschen und nimmt Rache an den Männern für das Unrecht, das ihr widerfahren ist. Die Geschichte galt vor 40 Jahren als dermassen skandalös, dass das gleichnamige Theaterstück von «Hunkeler»-Autor Hansjörg Schneider am Zürcher Schauspielhaus 1972 zu einem Skandal führte. Die Fernsehversion sorgte 1981 nochmals für Aufregung. Der Kinofilm von Michael Steiner vor fünf Jahren dagegen war fast schon Courant normal. 

Nun greifen das Rätische Museum und das Bündner Kunstmuseum den Stoff von Neuem auf. In der Sammlung des Hauses befindet sich ein Objekt aus dem Calancatal, das gemäss Ausstellungstext «das einzig real existierende Sennentuntschi» sein soll.

Diese Puppe wird nun in einer neuen Ausstellung mit Arbeiten der beiden 52-jährigen Zürcher Künstlerinnen Klodin Erb und Eliane Rutishauser konfrontiert. Erb machte sich einen Namen als Malerin, Rutishauser als Fotografin.

Die beiden Künstlerinnen zeigen ihre eigene Version der Menschenpuppe, wie der Druck «Am Schaukeln» zeigt. Eine maskierte Frau markiert da den Übergang vom künstlich Gestalteten zum Menschlichen bei einer Tätigkeit, die Puppe wie Mensch ausüben können. Ihre multimediale Werkgruppe «Baby» will die «anarchische Seite der Geschichte» zeigen und treibt mit den Wünschen und Ängsten der Besucher «ein unheimlich lustvolles Spiel».

unschuldig unheimlich. Das Sennentuntschi
Fr, 9.10.–So, 21.2. Rätisches Museum Chur