Wenn ein Bandkollege nicht parierte, konnte er schon ­mal handgreiflich werden. Char­les Mingus (1922–1979) war ­ein begnadeter Kon­trabassist, Kom­ponist und Leader unzähliger Bands. Seine labile Psyche liess ihn aber öfters ausrasten. Dann zerschlug er nicht nur Club­inventare oder sein Instrument, sondern drosch auch auf seine Mitmusiker ein oder schlug ihnen Zähne aus. Sein Jähzorn zerschmetterte un­zählige Freund­schaften und stürzte ihn in tiefe Krisen. Im Gegenzug beschenkte er sein Umfeld und die Jazzgeschichte mit grandiosen Komposi­tionen und neuartigen Konzepten des freien Spiels. Er dachte und spielte nicht in musikalischen Stilen, sondern kreuzte Gospel, Bebop oder Freejazz. ­Seine Bands sah er als offene «Workshops», die natürlich unter seinem Kommando standen.

Mingus, der mit nur 56 Jahren starb, wäre am 22. April 100 geworden. In einer «Jazz Collection» auf SRF 2 Kultur unterhält sich Jazz­redaktorin und Musikerin Annina Salis mit der in Bern lebenden Bassistin und Komponistin Lisa Hoppe über den genialen Berserker. Ein legendäres Gastspiel von Mingus’ Quintett 1976 in Helsinki ist zudem gleich dreimal am Radio zu hören.

Jazz Collection: Charles Mingus
Di, 19.4., 21.00 SRF 2 Kultur

Mingus 1976 in Helsinki
Fr, 22.4., 14.05 Ö 1
Sa, 23.4., 19.05 HR 2 Kultur
Di, 26.4., 20.00 SRF 2 Kultur