Dass Shane MacGowan noch lebt, grenzt bei seinem Alkoholund Drogenkonsum an ein Wunder. Spurlos ging der Exzess freilich auch am Sänger der Band The Pogues nicht vorbei. Bleich und windschief sieht man den 65-Jährigen in Julien Temples «Mein Leben mit den Pogues».

Das Filmporträt des Punk-Chronisten ist eine ausufernde Collage aus Zeichentricksequenzen, Interviews und Archivaufnahmen. Die Kindheit in Irland, die Jugend in London, der Welterfolg als Folk-Punker – das alles rollt MacGowan selber in Gesprächen mit seiner Frau Victoria Mary Clarke, mit dem irisch-republikanischen Politiker Gerry Adams oder seinem Freund Johnny Depp auf.

Immer wieder zeigt sich Shane MacGowan nachdenklich. Zumindest so lange, bis seine widerborstige Seele durchdringt: Bald stichelt und witzelt er wieder, wird ungehalten und unflätig, bezeichnet sich grinsend als Ekel – und nimmt darauf noch einen grossen Schluck Bier.

Mein Leben mit den Pogues – Die wilde Karriere des Shane MacGowan
Regie: Julien Temple
GB/IRL/USA 2020, 124 Minuten Fr, 10.3., 22.00 Arte