Eine Schreibblockade packt den Jungfilmer Stefan Keller. Er befindet sich in einer Lebenskrise – und in einer künstlerischen. 2000 Drehbuchseiten hat er zwar geschrieben, aber etwas Fertiges will daraus nicht werden. Die Produzentin drängt, ein Freund gibt gute Ratschläge via Skype. 

Keller macht sich auf: Als ­Jugendherberge-Tester reist er inkognito durch die Schweiz, von einem Ort zum andern. Vom Kellerzimmer in Zürich-Schwamendingen nach Genf. Dazwischen: Baden, Zug, Zofingen, Mariastein, ­Basel, Bern, Luzern, Lugano, Bellinzona, Pontresina, Fiesch, Zermatt. Immer wieder kommt es zu spannenden Begegnungen on the road. Vielleicht findet Protagonist Keller am Ende doch noch einen Ausweg aus seiner Krise in diesem herrlich lakonischen Schwarz-Weiss-Film.

«Wintergast» hat das Potenzial zum Kultfilm, gerade so, wie das Werk «Reisender Krieger» (1981) von Christian Schocher einer ist. Die beiden Filmer Herzog und Günter verstehen ihre Arbeit denn auch als Hommage an das ­legendäre Roadmovie von Schocher. Nicht zufällig erblickt man in «Wintergast» den Engadiner Regisseur in ­einer Szene als Restaurantgast in Pontresina.

«Wintergast» ist mit minimalen Mitteln entstanden. Coregisseur Andy Herzog spielt die Hauptrolle des ­Filmemachers in der Krise, sein Mitstreiter Matthias Günter bediente die Kamera, Praktikant Mike Selzen war unterwegs für den Ton zuständig. Mehr brauchte es nicht zum guten Gelingen. 

Wintergast
Regie: Andy Herzog, Matthias Günter, CH 2015
DVD, 82 Minuten
(Look Now!/ Impuls 2016).