Eine unberechenbare, menschenfressende Monsterkreuzung zwischen Stier und Mensch oder ein bedauernswertes Wesen mit Gefühlen? Friedrich Dürrenmatt zeichnete 1984 den aus der griechischen Mythologie bekannten Minotaurus in seiner illustrierten Erzählung als einsames Untier. Er erzählt die antike Legende aus umgekehrter Perspektive: Sein Minotaurus freut sich über das Auftauchen des vermeintlichen «Bruders» im Labyrinth – bis ihn der als Minotaurus verkleidete Widersacher Theseus mit einem Dolch niedersticht.
Die Kuratoren Juri Steiner und Stefan ­Zweifel führen in ihrer Ausstellung durch ein künstlerisches Labyrinth. Mit 150 ungewohnt präsentierten Werken von Goya, Picasso, Giovanni Battista Piranesi, Klee, Varlin und anderen umkreisen sie das dürrenmattsche Motiv ­und das Labyrinth als Metapher fürs Menschsein.

Balades avec le Minotaure
Fr, 6.12.–So, 9.3., Centre Dürrenmatt Neuenburg