Es sind bewegte Zeiten im ­österreichischen Frühling 1938, in dem der Roman von Thomas Arzt spielt: Ein Land hat sich für oder gegen den «Anschluss» an Hitlerdeutschland zu entscheiden. Schustersohn Karl Bleimfeldner kommt von seinem Studienort Innsbruck ins Heimatdorf. Er wird als Einziger dagegenstimmen. Es sei ja «eine sonderbare Art, diese neue Politik. Als würd man das eigene Denken abschaffen.» Das Denken und mehr: «Da sitzen’s, die aufrechten Christen, und alle haben’s heut bei der Wahl ein Kreuz gemacht, für den, der Jesus abschaffen will.» Alle andern stimmen zu, es ist Pflicht, für den Führer zu stimmen, «weil das nun mal so ist». Karl seinerseits kann nicht anders, auch wenn er sich beim Wählen in die Hosen gepinkelt hat, er macht partout nicht mit bei der «Eingliederung in den Lämmerverein».

Thomas Arzt, geboren 1983, hat nach mehreren Theatertexten mit «Die Gegenstimme» seinen ersten Roman veröffentlicht. Er hat einen eigenen Ton gefunden für sein Erzählen, eine künstliche Lokalsprache. Beim Lesen des Buches wünscht man sich gelegentlich, dass man diese Sprache auch mithören könnte. Der Wunsch geht mit der fünfteiligen Lesung in der Reihe «Fortsetzung folgt» in Erfüllung. Franziska Hackl, Barbara Horvath und Thiemo Strutzenberger lesen mehrstimmig eine gekürzte Fassung des Romans.

Fortsetzung folgt: Die Gegenstimme (1–5)
Mo–Fr, 6.9.–10.9., 
jew. 15.30, SWR 2