Im Sanatorium befindet er sich, der Protagonist der Geschichte. Der Mittzwanziger wurde zur Beobachtung eingewiesen nach dem dramatischen Tod seines Freundes, des Spartaners. Nun sitzt er – traumatisiert, leicht verrückt oder nur etwas entrückt? – ­einer Ärztin gegenüber, die nicht nur «viel zu jung» ist, sondern auch Fragen stellt. «Doofe Fragen», wie er notiert. 

Mit den Aufzeichnungen hat der namenlose Ich-Erzähler auf Anraten der Ärztin begonnen. «Schreiben Sie einfach alles auf, was Ihnen durch den Kopf geht», hat sie gesagt. Dies ist allerhand, denn: «Gedanken sind wie weisse Kaninchen. Kaum ist mehr als einer da, rammeln sie sich drauflos, und plopp! sind es hundert, und alle hoppeln durcheinander und knabbern meine Kabel an.» 

Erkenntnisse wie diese, Erinnerungen sowie die wortwörtlich protokollierten Gespräche mit den Psychiatern, seiner Mutter oder alten Bekannten bringen die Geschichte um den verstorbenen Freund weiter. Die Niederschriften machen deutlich, wie gekonnt der Ich-Erzähler agiert, um die Fragenden in Schach zu halten und nur das preiszugeben, was ihm wichtig scheint. Er weiss genau, «wieso wer was tut (…) nur ich mache Knöpfe in die Köpfe».

Der neue Roman des 1966 geborenen Texters und Schriftstellers Tom Zürcher aus Zürich ist raffiniert. Er lässt einen jungen Mann mit entwaffnender Ehrlichkeit seine traurige Geschichte erzählen und entwirft gleichzeitig das Psychogramm eines Menschen, dessen Gedanken «keinen Platz haben im grossen Bürgertheater». Eine höchst vergnügliche Lektüre mit scharfsinnig-witzigen Dialogen. 

Tom Zürcher
«Der Spartaner»
256 Seiten
(Lenos 2016).