Wie klingen die Alpen? Diese Frage stellen sich seit Jahrhunderten nicht nur Jodelchöre und Volksmusikanten, sondern seit dem Aufblühen des Tourismus im 19. Jahrhundert auch klassische Komponisten. Die Erben von Gustav Mahler oder Richard Strauss sind bis heute in stilistischer Vielfalt am Werk.

Und in der Schweiz starten sie ihre Klangreisen oft von Luzern aus. Wie das Luzia von Wyl Ensemble, dessen neues Album «Frakmont» heisst – als Ode an die Fräkmüntegg, Zwischenstation der Luftseilbahn von Kriens auf den Pilatus.

«Das Titelstück sollte wie der blaue Himmel über dem Gebirge klingen», erklärt die 38-jährige Bandleaderin, Pianistin und Komponistin ihre Grundinspiration, die in Kindheitserinnerungen an Familienausflüge gründet. Beim Komponieren gehe sie oft von Bildern und Stimmungen aus, sagt von Wyl, die ihr erstes Album 2014 «Frost» nannte. Auf «Throwing Coins» vier Jahre später verarbeitete sie globale Reiseeindrücke zu ausladend arrangierten Soundpanoramen voller faszinierender Klangfarben.

Die Vielfalt ihrer musikalischen Palette hat sich Luzia von Wyl mit Studien an den Hochschulen Bern, Luzern und Zürich erarbeitet. Etwa bei Dieter Ammann, einem der aktuell wichtigsten Komponisten der Schweiz, oder bei Kaspar Ewald, der mit seinem Exorbitanten Kabinett einen zirzensischen Stilmix praktiziert. Auch von Wyl mag Musik abseits der Hörgewohnheiten: «Ich liebe ungerade Taktarten und knifflige Rhythmen, alles verbunden mit handfesten Grooves.

Meine Musik geht oft an die Grenzen der Funktionsharmonik oder darüber hinaus. Aber ich will zur Musik auch tanzen können.»

Ein Flair für Experimente

Diesen Spagat schafft sie dank ihrem zehnköpfigen Ensemble, mit dem sie auch «Frakmont» eingespielt hat. Die an sich schon spezielle Besetzung mit Bläsern, Bassist und Drummer, aber auch mit Streichern hat sie nun um den Akkordeonisten Gary Versace erweitert, der den alpinen Sound vertiefen hilft. Einen anderen Anstrich hat von Wyl für «Lockdown Circus» angerührt.

Ihr zweites neues Album spielte sie mit dem experimentellen Quintett This Is Pan des Berner Saxers Matthias Kohler ein. Dieser hatte sie zu seinem Pandemie-Projekt «All Ears» eingeladen, das aus Jamsessions mit befreundeten Musikern bestand. Von Wyl aber erschien im Februar 2022 mit einer auskomponierten Suite, die sie den fünf Musikern passgenau in ihre Hörner, Saiten und Trommeln geschrieben hatte. Eine Spezialität der Luzernerin, die bereits kurz nach ihren Studien Auftragskompositionen schrieb.

Immer mehr Ensembles wollen ihre Stücke spielen

Die Musik von Luzia von Wyl ist begehrt: «Immer mehr Ensembles wollen meine Stücke spielen und die passenden Noten kaufen», sagt sie. Diese bietet sie nun auf ihrem eigenen Label www.lulabel.ch an. «So kann ich künstlerisch und unternehmerisch schneller und freier entscheiden, behalte sämtliche Rechte an meinen Kompositionen und Aufnahmen sowie den Überblick über die Streamingsituation.» Auf der Website sind auch ihre neuen Alben als Streams, CD und teilweise Vinyl erhältlich.

Konzerte: Frakmont
Fr, 26.1., 16.00
Tinguely Museum Basel
Fr/Sa, 26.1./27.1. jew. 20.30
Bird’s Eye Basel

Album
Luzia von Wyl
Ensemble

Frakmont
(LU 2024)

Konzert: Lockdown Circus
Do, 15.2., 20.00
Winterfestival BeJazz Bern

www.lulabel.ch

Album
This Is Pan & Luzia
von Wyl

Lockdown Circus
(LU 2024)