Der pensionierte Arzt sagt es sanft, aber mit Nachdruck: «Essen Sie vor dem Sterben nicht zu üppig.» Monika Arnold hat sich gerade dazu entschlossen, mit Hilfe von Exit aus dem Leben zu scheiden. Ihr Leberkrebs ist unheilbar. Nun hat ihr Mann Max sie aus dem Spital nach Hause geholt, wo sie gemeinsam den Herrn mit der schwarzen Mappe empfangen haben. Am Montag hätte er Zeit, sagt der Freitodbegleiter. In Zonen vorgewagt, die andere lieber meiden Dem Paar bleiben fünf Tage bis zu Monikas Tod.

Eine kurze Zeit, um Abschied zu nehmen, um das Wichtigste zu klären, um zurückzuschauen, sich gegenseitig Ungesagtes zu gestehen. Um gemeinsam zu trinken, nicht zu üppig zu essen und – zu lachen. Denn es werden ihre fünf besten Tage. Erwin Koch siedelt sein neues Hörspiel in einem zwischenmenschlichen Bereich an, den er bestens kennt. In zahlreichen Reportagen, Erzählungen und Hörspielen hat sich der 67-jährige Luzerner Journalist und Autor in Zonen vorgewagt, die andere lieber meiden.

Er hat schwierige Konstellationen beschrieben und eigenwillige Menschen, unglaubliche Schicksale, den Tod immer wieder in seinen diversen Erscheinungsformen. Nun also Exit, wobei dieser Ausweg sich als willkommene Tapetentür am Rande einer vielfältigen Handlung öffnet. Koch erzählt seine Geschichte als verschlungenen Countdown. An den Stationen der fünf letzten Tage macht er die Leben der beiden Hauptfiguren fest: Monika, die sterben will, und Max, der bleiben soll.

Sinnlichkeit, Ironie und Entschlossenheit Schon bei ihrem ersten Date fragt Monika den Biologielehrer Max, als er von seinen Lieblingen schwärmt: «Wie kommt man auf Ameisen?» Darauf anwortet er Monika, der einstigen Schwester Maria Bernadette: «Wie kommt man auf Gott?» Derart unverblümt und witzig werden die acht Jahre, die das Paar zusammen verbringt und die Erwin Koch auf retrospektive Weise Revue passieren lässt.

Wobei die Revue zur kleinteiligen Collage wird, die zwischen damals und jetzt switcht, von den ersten romantischen Dates zum fatalen Spitalbett, vom nüchternen ärztlichen Austrittsbericht bis zur fantastischen gemeinsamen Todesfantasie, die Monika zur Ameisenkönigin macht. Die Collage wird zur mitreissenden Hörreise, die Regisseur Stefan Weber, der auch Sounddesigner ist, so filigran wie opulent und als raumfüllenden Hörfilm gestaltet. Nicht Trauer dominiert in diesem Hörspiel über den Tod.

Auch nicht Verbitterung, sondern sinnliche Lebendigkeit, Ironie, aber auch Entschlossenheit.

Fünf beste Tage
Regie: Stefan Weber
Sa, 3.2., 20.00 SRF 2 Kultur