Arbeitslosigkeit, HIV, Drogen und Streiks: Im Edinburgh der frühen 80er läuft alles schief. Schon nach wenigen Zeilen wird klar, dass der schottische Autor Irvine Welsh einmal mehr konsequent auf die rosarote Brille verzichtet. Unbeschönigt, dreckig und zuweilen verstörend schildert er die Geschichte um Renton, Sick-Boy, Begbie, Spud und Second-Price. Sie alle wurden durch den kontroversen Junkie-Roman «Trainspotting» berühmt, der 1996 von Danny Boyle verfilmt wurde. Nun dreht Welsh die Zeit zurück und zeigt, wie für die Kinder der Arbeiterklasse der Absturz begann.

Eigentlich wollte Renton die Finger vom «Skag», vom Heroin, lassen. Doch nach dem ersten Schuss ist er hin und weg. Wie bereits in «Trainspotting», lässt der Autor die Figuren mit ihrer persönlichen Sicht zu Wort kommen. Von Kapitel zu Kapitel wechselt die Erzählperspektive – und rückt damit Motive und Weltanschauungen der Akteure ins Licht. Ob nun der brutal-psychopathische Begbie die Fäuste schwingt oder Renton über seine grosse Liebe philosophiert: Kein schmutziges Detail bleibt dem Leser vorenthalten.

Politisch unkorrekt analysiert Welsh den sozialen Sprengstoff, der Schottland unter der eisernen Faust von Margareth Thatcher prägte: Eine Gesellschaft ohne Zukunftschancen, die von rechten und neoliberalen Ideen dominiert wurde. Im Vergleich zu seinen früheren Werken ist Welsh ernster und leiser geworden. Trotzdem lacht man oft Tränen – um dann wieder über die skurrile Mischung aus Herzlichkeit und Dekadenz zu schmunzeln.

Irvine Welsh
«Skagboys»
832 Seiten
(Hayne 2013).