Es gab eine Zeit, da waren romantische Komödien en vogue. Das Publikum strömte in Filme wie «Pretty Woman», «When Harry Met Sally» oder «Four Weddings and a Funeral», um sich von einer luftigen Brise Sehnsucht nach dem ultimativen Partner umgarnen zu lassen. Einer der letzten Filme, dem diese Leichtigkeit innewohnte, war «Love Actually» (2003). Das episodische Werk ist ein Bubentraum mit gut 20 Hauptfiguren und eine Meta-Version aller Weihnachtsfilme.

Mehr Festtagsstimmung geht schlicht nicht. Unvergessen, wie Hugh Grant als verliebter Premierminister rückwärts die Treppe runtertanzt oder wie Bill Nighy als Altrocker sein Comeback – mit einem zum Weihnachtshit umgemodelten Klassiker – unverhohlen torpediert. Seit einer Weile haftet dem Film allerdings der Vorwurf an, dass er ein toxisches Männlichkeitsbild propagiere, unter anderem in Form eines Stalkers. Auch im «TagesAnzeigerin»- Podcast kam «Love Actually» kürzlich nicht gut weg.

Zu wenig Diversität, zu viel Männerperspektive, zu viel Bodyshaming, hiess es dort. Und den Bechdel-Test, der prüft, ob eigenständige weibliche Figuren vorkommen (unterhalten sich Frauen über etwas anderes als einen Mann?), bestehe der Film nur knapp. Wobei letzteres im Bereich der Romantic Comedy nicht allzu viel aussagt. Muss der Film nun in den Giftschrank? Nein. Natürlich funktioniert nicht alles, einige Szenen sind inzwischen durchaus zum Fremdschämen.

Aber dann gibt es diese Warenhausszene, in der Rowan Atkinson als topseriöser Juwelenverkäufer eine Halskette so lange verpackt, bis der Käufer – ein Ehebrecher – die Nerven verliert und schnaubt: «Werden Sie das Ding auch noch in Joghurt tunken?» Es sind solche hinreissenden Einzelszenen, die den Film zusammenhalten. Würde es auch anders gehen? Vermutlich schon. Aber leider gibt es den aus weiblicher Sicht erzählten Romantic-Comedy-Klassiker bis heute noch nicht.

Love Actually
Regie: Richard Curtis
GB/F/USA 2003, 135 Minuten
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