Marco Carrera, als Erwachsener gespielt von Pierfrancesco Favino, ist der «Kolibri» des Filmtitels. Schon als Kind war das sein Übername: «Er ist 14 und sieht immer noch aus wie 10», hört man einmal seine Mutter sagen. Oder er bekommt zu hören, er verwende all seine Energie, strenge sich so sehr an, um am Ende doch da zu bleiben, wo er ist. Wie der kleine Vogel, der dank extremen Flügelschlagfrequenzen auf der Stelle fliegen kann.

Marco ist mit einigen Schicksalsschlägen konfrontiert, seine Familiengeschichte wird von viel Tragik umweht. Seine Spielsucht gehört noch zu den kleineren Übeln. Woran er zeitlebens leidet, ist die unerfüllte Liebe zu Luisa (Bérénice Bejo).

Sie kennen sich aus den Ferien, die ihre Familien in benachbarten Häusern direkt am Tyrrhenischen Meer verbringen. Es ist der viel frequentierte Treffpunkt der Familie von Marco. Ein ganzes Leben lang werden sich Marco und Luisa immer wieder begegnen. Er liebt sie von Anfang an, ohne dass je ein Verhältnis daraus würde.

Nach dem Bestseller von Sandro Veronesi

Marco wird Arzt. Er heiratet unglücklich, liebe Menschen um ihn herum sterben, bis er sich schliesslich am bitteren Ende, unheilbar krank, für ein selbstbestimmtes Sterben entscheidet. «Il Colibrì» ist eine Adaption des gleichnamigen internationalen Romanbestsellers von Sandro Veronesi aus dem Jahr 2019. Der Film verlangt besonders aufmerksames Sehen, denn die nicht lineare Erzählweise enthält zahlreiche Zeitsprünge.

Eine Familiengeschichte über vier Generationen

Sechs Jahrzehnte umspannt der zeitliche Bogen insgesamt, um diese bewegende Familiengeschichte über vier Generationen hinweg zu erzählen. Dabei ist es nicht unbedingt leicht, die vielen Personen von Anfang an zu identifizieren: Wer ist da mit wem in welcher Zeit? Aber wer sich auf den halb melodramatischen Film einlässt, kann dieses vom grossen Ensemble gut gespielte Werk mit Genuss schauen.

Il Colibrì
Regie: Francesca Archibugi
I 2022, 126 Minuten
Ab Do, 7.9., im Kino