«Der Überschuss an Alten ist eine grosse Belastung für die Wirtschaft.» Ein solcher Satz ist in den japanischen Nachrichten zu hören.

Eben hat das Parlament das Gesetz Plan 75 verabschiedet, welches das Recht auf Sterbehilfe beinhaltet. Der japanische Staat animiert Menschen ab 75 Jahren zum freiwilligen Sterben. Wer mitmacht, erhält eine Prämie … Chie Hayakawas Regiedebüt «Plan 75» verfolgt in drei Strängen die Wege von Menschen, die mit dem Sterbeprogramm zu tun haben.

Die 78-jährige Michiko (Chieko Baisho) muss immer noch arbeiten. Als eine ihrer Altersgenossinnen bei der Arbeit im Hotelzimmerservice zusammenbricht, wird die ganze Gruppe entlassen. Weil Michiko keine neue Stelle findet und aus ihrer Wohnung ausziehen muss, meldet sie sich bei der Sterbeagentur an. Dort ist der junge Hiromu (Hayato Isomura) beschäftigt. Sein Job ist es, die Alten zu beraten und ihnen das freiwillige Sterben schmackhaft zu machen.

In Japans Gesellschaft haben es Alte schwer
Maria (Stefanie Arianne Akashi) stammt aus den Philippinen und ist in Japan eine geschätzte Pflegekraft. Sie braucht Geld, nicht zuletzt für ihr krankes Kind. Maria nutzt die Gelegenheit, im Hospiz von Plan 75 bekommt sie ein höheres Einkommen. Mit ihrem Film über das fiktive Sterbeprogramm will Regisseurin Chie Hayakawa auf aktuelle gesellschaftliche Zustände in Japan aufmerksam machen.

So zwingt etwa das japanische Rentensystem viele Menschen, auch im Alter noch weiterzuarbeiten. Generell ist im auf Produktivität getrimmten Land eine Geringschätzung von Senioren bis hin zur Ausgrenzung zu beobachten.

Hayakawa setzt ihr Thema nicht in grotesken Überzeichnungen oder mit unnötigen Schauereffekten um. Es sind gerade die Ruhe und Normalität, die letztlich den Schrecken umso stärker erscheinen lassen. Schliesslich hat es in «Plan 75» bei aller Tristesse immer wieder auch Platz für kleine Freuden und Menschlichkeit.

Plan 75
Regie: Chie Hayakawa JPN 2022,
112 Minuten
Ab Do, 4.5., im Kino