Anderswo gibt es Fortschritt: Strom, Schulen, Strassen, fliessendes Wasser, Krankenhäuser. Nicht so im fiktiven westafrikanischen Dorf Iyi. Der Grund für die Rückständigkeit liegt in der Tradition. Und vor allem: bei der Vermittlerfigur Mami Efe, die Macht hat und Veränderung verhindert. Mami Efe ist Vermittlerin der ebenso verehrten wie gefürchteten Wassergöttin Mami Wata. Von dieser soll sie Kräfte erhalten, die heilen können. Als ein krankes Kind nach einer Behandlung stirbt, schwindet Efes Glaubwürdigkeit.

Überhaupt: Sie nimmt sich materielle Privilegien heraus, verlangt von den Dorfbewohnern eine Art Zehnten, regelmässige Abgaben, die sie in die eigene Tasche steckt. Mami Efe hat eine leibliche und eine adoptierte Tochter, Zinwe und Prisca, die ihrer Mutter nachfolgen sollen. Wollen sie das, und würden sie es anders, besser machen als Mami Efe?

Der Film als Metapher für Afrika

Aufständische Männer von aussen stellen die bisherige Ordnung infrage. Einer mit Namen Jasper ist der Anführer: «Deine Zeit ist abgelaufen. Wir wollen Fortschritte sehen.» Die Abgaben gehen nun an sie. Angeblich wollen sie Strassen und Schulen bauen. Tatsächlich verwenden sie das Geld zum Kauf von besseren Waffen. Bringt der Wandel immer auch wirklichen Fortschritt? Wie viel taugen die überlieferten Werte?

«Mami Wata» zeigt das Spannungsverhältnis zwischen dem Alten und dem Neuen als Metapher für die Realitäten des heutigen Afrikas. Ein märchenhaft-fantastischer Film in berückenden Schwarz-Weiss-Bildern. Regisseur C. J. «Fiery» Obasi aus Nigeria, ein Mann mit einem Flair für Genrefilme wie Thriller und Zombie-Streifen, erklärt zu seinem neuen Film: «Ich wollte unbedingt einen visuell sinnlichen Fantasy-Film über unsere Spiritualität drehen, der in universellen Themen verankert ist und das Genre anhand von alten Glaubenssystemen erforscht.» Es ist ihm auf überzeugend originelle Art geglückt.

Mami Wata
Regie: C. J. «Fiery» Obasi
NGA 2023, 107 Minuten
Ab Do, 21.9., im Kino