Ob Weihnachten, Chanukka, nach dem Ramadan, an Diwali oder in der Fasnachtszeit – gemeinsam haben all diese Feste, dass man traditionellerweise zusammen in der Küche steht. Darauf basiert das neue SRF-Format «Fromme Törtchen», das durch die Gäste und die passenden Gebäcke Zugang zu unterschiedlichen Kulturen und Traditionen schaffen will. Moderiert wird die Sendung von der Religionsjournalistin Nicole Freudiger, die dabei erstmals vor der Kamera steht.

Offenbar das perfekte Debüt für die Redaktorin und Hobbyköchin, die laut eigener Aussage aus einer «unglaublich verfressenen Familie» stammt. In der Adventszeit reserviere sie sich noch heute einen ganzen Tag, um mit ihrem Vater Mailänderli, Zimtsterne, Brunsli und Anischräbeli zu backen, erzählt Freudiger im Gespräch.

«Die Gemeinsamkeit in der Diversität aufzeigen»

In sieben Episoden backt sie mit ihren Gästen traditionelle Süssigkeiten und spricht mit ihnen über Familientraditionen, Religion, Spiritualität und Heimat. Das Publikum erhält so neben Rezepten und Zubereitungsschritten auch Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten, Regionen und Religionen der Welt. «So können wir die Gemeinsamkeit in der Diversität aufzeigen, was ich sehr schön finde», sagt die Moderatorin.

In der ersten Folge ist der Autor Thomas Meyer zu Gast, der geistige Vater der Figur Motti Wolkenbruch und Sohn einer jüdischen Mutter und eines reformierten Vaters. Gebacken wird deshalb ein jüdisches Feiertagsgericht: Hamantaschen mit einer Füllung aus Pflaumenmus, Walnüssen und Mohn. Gegessen werden diese traditionell zu Purim, einem Fest, das an die Rettung des jüdischen Volkes vor der Vernichtung im persischen Reich erinnert.

Moderatorin und Gast unterhalten sich zwanglos, die eingestreuten Rezept-Angaben und Inputs zum traditionellen und historischen Hintergrund des Gebäcks sind einfach gestaltet, aber informativ. Es hat Platz für ein paar Witze im liebevoll gestalteten Set, alles wirkt sehr entspannt, trotz Gesprächen zu Ausgrenzung und Antisemitismus. Wichtige Themen und Beiträge, die durch Meyers persönliche Erzählung und das lockere Format bestimmt ein paar Köpfe mehr erreichen. Jedoch lässt sich der Bogen vom Gebäck zum Gesprächsinhalt irgendwie nicht schlagen.

Mit 15 Minuten ist das Format knapp bemessen

Es mutet eher seltsam an, dass der Gast, für den man ein Gericht backt, dieses kaum zu kennen scheint und sich von der Moderatorin anleiten lässt. In der ersten Folge jedenfalls erfüllt sich das Versprechen nicht, dass es über die gemeinsame Zubereitung einen Einblick in Meyers Familientradition gibt oder sich gar eine feiertägliche Stimmung einstellt.

Man hätte vielleicht besser den Gast das Gebäck wählen lassen. Zudem ist das Format mit 15 Minuten zu knapp bemessen, um mit den Gästen thematisch in die Tiefe gehen zu können. Es funktioniert zwar so auf Youtube, doch wenn man schon derart interessante Personen einlädt, könnte man mit diesen während der Backzeit noch etwas plaudern, statt mit einem harten Schnitt zum Ende zu springen. Denn vom Gast und von der neuen Moderatorin hätte man gerne mehr gesehen.

Fromme Törtchen
Jew. So, 18.15 SRF 1
1.10.: mit Hanan Osman
8.10.: mit Charles Nguela
15.10.: Doppelfolge mit Mentari
Baumann und Beni Thurnheer