Die Aufregung war gross in der beschaulich-prüden Nachkriegs-Schweiz, als 1958 das Buch «Frauen im Laufgitter» erschien. Autorin dieses Manifestes, das die umfassende Gleichberechtigung der Geschlechter postulierte, war Iris von Roten (1917–1990). Die umtriebige Juristin hatte sich einen Namen als streitbare Feministin gemacht – und als Ehefrau des Walliser Nationalrates und Journalisten Peter von Roten (1916–1991). Dieser stammte aus einer konservativ-katholischen Familie, war aber weltoffen und wurde von seiner Frau in bestimmten Fragen radikalisiert.

Das spezielle Paar und seine liberal geführte Ehe schlug hohe Wellen in Polit-Kreisen und bis tief hinein in die Klatschpresse. Namentlich Iris von Roten wurde mehrfach öffentlich angegriffen und beleidigt. Die dramatische Beziehungsgeschichte dieses gegensätzlichen Ehepaares erzählte der Walliser Historiker Wilfried Meichtry in seinem Buch «Verliebte Feinde» (2007), das auf dem intensiven Briefwechsel von Iris und Peter von Roten basiert.

2012 legte der Zürcher Dokfilmer Werner Schweizer eine filmische Adaption von Meichtrys Buch vor. Die Briefzitate ergänzt er durch Archivaufnahmen und Interviews mit Zeitzeugen. In bester Art der Dokufiction lässt Schweizer biografische Szenen aber nachspielen. Im sorgfältig arrangierten Setting der 50er-Jahre bewegen sich Mona Petri und Fabian Krüger, bekannt von zahlreichen Theater- und Filmproduktionen, als überzeugende Verkörperungen der verliebten Feinde Iris und Peter von Roten.

Verliebte Feinde
Regie: Werner Schweizer
112 Minuten
Mo, 2.5., 22.25 3sat