Zuerst dringend etwas essen, aber wo? Auf ins «El Lokal», einen von Elina Dunis Lieblingsorten in Zürich. Eben war die Sängerin und Musikerin noch in Tirana, zuvor in Paris und London. «Es war intensiv; die zweieinhalb Wochen kamen mir vor wie zwei Monate.» Demnächst erscheint Dunis Soloalbum «Partir» auf dem Label ECM, wo sie die beiden letzten Alben mit ihrem Quartett veröffentlicht hat.
Neues Album mit universeller Botschaft
Ein neues Kapitel ist aufgeschlagen im Buch des Lebens, das «Veränderung» heisst. 2016 war ein einschneidendes Jahr für Elina Duni. Eine lange Liebesgeschichte ging zu Ende, was dazu führte, dass sie ihr erfolgreiches Quartett für unbestimmte Zeit sistierte und sich stattdessen auf ein eigenes Repertoire fokussierte.
Schon vor zehn Jahren ist sie mit ihrer Mutter, der Schriftstellerin Bessa Myftiu, als Solistin an Gesang- und Leseabenden aufgetreten. Jetzt rückt sie ihr eigenes Ding in den Mittelpunkt, an dem sie in den letzten anderthalb Jahren gearbeitet hat: «Partir» verweist auf ihre persönliche Geschichte von Abschied und Veränderung. Gleichzeitig weitet Duni den Fokus und thematisiert existenzielle Erfahrungen, die jeder Mensch macht. «Weggehen ist ein wichtiger Teil des Lebens», sagt sie. «Es ist eine Transformation, in der man lernt, dem Unbekannten zu vertrauen.» Abschied, Loslassen, Neubeginn: «Auch Flüchtlinge und Vertriebene machen diese Erfahrung, in einer umfassenderen Dimension. Deshalb enthalten meine neuen Songs und Geschichten, die ich auf der Bühne erzähle, eine universelle Botschaft.»
Mit dem Soloalbum ging sie daran, sich wiederzufinden. Es ist eine Reise von innen nach aussen, von Melancholie zu Leichtigkeit, von Zerrissenheit zur Transformation. «In Japan gibt es die Tradition, zerbrochenes Porzellan mit einer Kittmasse aus Goldpulver zusammenzufügen», sagt Elina Duni. Ein schönes Bild für diesen Prozess, der das Zerbrochene in eine neue Form fügt, die alles Bisherige umfasst.
Nomadisches ist Lebensinhalt
Auf «Partir» interpretiert Elina neben traditionellen Liedern, etwa aus Albanien oder Armenien, auch Chansons von Jacques Brel, ihre eigene Komposition «Let us dive in» oder das Schweizer Lied «Schönster Abestärn». Folkiges, Chansoneskes, Blues und Fado schimmern in ihrer Musik durch. Dazu begleitet sie sich mit Klavier, Gitarre und Perkussion. Ihre Stimme ist rein und klar und von einer Innigkeit, die transparenter geworden ist. Sie hält nicht fest, sondern entlässt einen bei aller Melancholie in etwas Hoffnungsvolles und Befreiendes. «‹Partir› ist mehr als Musik für mich», sagt sie. «Es ist ein intimes Zusammensein mit dem Publikum.»
Seitdem Elina Duni als zehnjähriges Mädchen Tirana verlassen hat, ist das Nomadische zum Lebensinhalt geworden. Nach Genf folgte Bern, jetzt lebt sie in Zürich, wo sie sich wohlfühlt und die junge Musikszene schätzt. «Mein Zuhause kann überall sein. Es ist ein Gefühl, kein Ort.» Auch London wird vermehrt zu einem ihrer Bezugspunkte werden. Mit dem englischen Gitarristen Rob Luft hat sie dort ein neues Duo. Daneben spielt sie mit Pianist Jean-Paul Brodbeck ein Billie-Holiday-Programm und hat mit dem Pianisten Marc Perrenoud und französischen Musikern das Quintett Aksham gegründet.
An den Stanser Musiktagen tritt sie solo mit ihrer neuen CD auf. Im Nidwaldner Kantonshauptort wird auf zahlreichen Bühnen erneut Musikalisches aller Gattung geboten. Am selben Abend wie Duni etwa steht einige Häuser weiter die Zürcher Harfenistin Linda Vogel auf der Bühne – ebenfalls solo und mit neuer CD.
Elina Duni
1981 in Tirana/Albanien geboren, kam Elina Duni 1992 in die Schweiz. In Genf studierte sie klassisches Klavier und entdeckte den Jazz. Nach dem Studium von Jazzgesang und Komposition in Bern setzte sie sich intensiver mit Volksliedern ihrer Heimat auseinander und übersetzte sie in jazzig-folkige Arrangements. Mit Colin Vallon (Piano), Patrice Moret (Bass) und Norbert Pfammatter (Druks) gründete sie ihr Quartett, mit dem sie vier Alben veröffentlichte. 2017 wurde sie mit
dem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet.
Stanser Musiktage
Di, 10.4.–So, 15.4.
Diverse Bühnen Stans NW
Konzert Elina Duni
Sa, 14.4., 20.30 Theater an der Mürg Stans NW
Infos: www.stansermusiktage.ch
CD
Elina Duni
Partir
(ECM 2018)
Exzellenter Harfen-Sound
Soeben ist Linda Vogels Debüt-EP «On» erschienen. Darauf demonstriert die Zürcher Sängerin und Musikerin aussergewöhnliche Spielarten ihres Instruments. Die Harfenistin erweitert durch Effektgeräte und selbst gebaute Geräte das Klangspektrum erheblich: Sie generiert Töne, die man von einer Harfe nicht erwarten würde. Das Spiel setzt sie in Songs ein, die zwischen ätherisch und rhythmisch treibend erklingen. Linda Vogel ist auch Sängerin, verdoppelt die Stimme gerne zwischendurch.
Auf der CD gestaltet Linda Vogel ihre Musik im Zusammenspiel mit dem Perkussionisten Vincent Glanzmann. So ergibt sich ein exzellenter und exklusiver Sound des Harfen-Pop. An den Stanser Musiktagen tritt Linda Vogel solo auf. Nicht allein, dafür mit ihrer elektro-akustischen Harfe und den diversen Geräten.
CD
Linda Vogel
On (EP)
(Radicalis 2018)
Konzerte
Sa, 14.4., 19.00
Unteres Beinhaus Stans NW